Rezession

Die globalen Finanzmärkte machen es den Anlegern im Jahr 2022 beileibe nicht einfach. Zunächst stieg die Teuerungsrate explosiv an, die Notenbanken reagierten mit Zinserhöhungen. Omnipräsent ist seitdem die Angst vor einer schwergreifenden Rezession, bedingt durch Rückgang des Konsums, Energiekrise und den Nachwehen der Corona-Pandemie.

Viele Anleger stellen sich die Frage, wie man in einer Rezession vorgehen sollte. Wer noch ausreichend Kapital zum Investieren hat, kann dies bei Inflationsraten nahe der 10 % wohl kaum auf dem niedrig bis gar nicht verzinsten Bankkonto lassen. Doch sollte man in einer Rezession weiter fleißig Aktien kaufen oder welche Vorgehensweise bietet sich an?

Rezession in den USA da – in Deutschland erst ab 2023?

Inflation, steigende Zinsen, sinkende Konsumfreude und Probleme in den Lieferketten – zweifelsfrei gab es schon bessere Zeiten für die Wirtschaft im Mutterland des Kapitalismus. Bereits früh rechneten Experten mit dem Abrutschen in eine Rezession – also einem Rückgang der Wirtschaftsleistung.

Eine verbreitete Definition ist die „technische Rezession“. Um eine technische Rezession handelt es sich, wenn die Wirtschaft eines Landes in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft. Rein technisch befindet sich die USA somit bereits in einer Rezession. Dennoch ist die Definition kein Allheilmittel, da viele wichtige Parameter schlichtweg ignoriert werden.

In Deutschland schlitterte die Volkswirtschaft noch einmal knapp an der Rezession vorbei. Denn im zweiten Quartal 2022 stagnierte das BIP unverändert. Nun könnte es aber im dritten und vierten Quartal erneute Rückgänge des Bruttoinlandsprodukts geben – gleichbedeutend mit einer Rezession in Deutschland, in welche man zum ersten Quartal 2023 technisch rutschen würde.

 

Rezession = Wirtschaftskrise? Robuste Konjunkturdaten aus den USA machen Hoffnung

Vorsicht ist zweifelsfrei geboten, wenn man die aufeinanderfolgenden Rückgänge in der Konjunktur heranzieht. Doch Hoffnung gibt es von anderen Konjunkturdaten, die die Stärke der US-amerikanischen Wirtschaft eindrucksvoll unter Beweis stellen. Beispielsweise zeigt sich der US-Arbeitsmarkt beständig. Seit dem technischen Beginn der Rezession entstanden weit über eine Million Arbeitsplätze in den USA. Infolgedessen sank die Arbeitslosenquote auf rund 3,5 % im Juli – ein Tiefstand für das aktuelle Rezessionsjahr. 

Arbeitslosenquote USA

Märkte handeln die Zukunft: Rezession bereits eingepreist

Die robusten Konjunkturdaten aus den USA machen trotz technischer Rezession Hoffnung, dass bereits ein äußerst negatives Szenario eingepreist ist. Denn in den USA fielen die Leitindizes im aktuellen Jahr deutlich.

S&P 500 -16 %
Nasdaq 100 -25 %
Dow Jones -13 %
Russell 3000 -17 %
MSCI World -6 %

Die US-amerikanischen Leitindizes fielen im laufenden Börsenjahr stärker als der MSCI World. Mit einem Minus von 13 % beim Dow Jones bis 25 % beim Nasdaq 100 scheint viel Pessimismus bereits eingepreist.

Aktien kaufen in einer Rezession?  

Fallende Kurse in einer Rezession bieten für Anleger die Chance, qualitative Aktien mit einem deutlichen Rabatt einzusammeln. Das ständige Abwarten auf einen Tiefpunkt oder das kurzfristige Shorten der Märkte mag für kurzfristige Trader eine mögliche Option sein. Langfristig orientierte Anleger sollten jedoch keineswegs inmitten einer Rezession ihre Aktien verkaufen, da die Börse schon einige Monate weiter in die Zukunft schaut. Historisch wird es bereits einige Monate vor dem offiziellen Ende der Rezession zu einer Aktienrallye kommen. Wer sich dann in Tranchen sukzessive positioniert hat, ist schon bald auf der Gewinnerseite.

Besonders der US-amerikanische Aktienmarkt bietet starkes Erholungspotenzial, wenn die Konjunktur besser verläuft und die Rezession endet. Schließlich werden Anleger bereits vor dem Ende der Rezession die Zukunft handeln und wieder vermehrt Aktien kaufen. Etwas schwieriger gestaltet sich aktuell die Situation in Deutschland und Europa. Die EZB reagiert noch zögerlich, der schwache Euro verkompliziert die Situation. Zugleich ist die Energiekrise hierzulande deutlich stärker ausgeprägt als anderswo.

Ihr Kapital ist im Risiko.