Der beste Handelstag des laufenden Jahres liegt hinter uns. Nach positiven Inflationsdaten aus den USA, die eine erste Abkühlung indizieren und einen stärkeren Rückgang als erwartet melden, kannten die Bullen am Aktienmarkt kein Halten mehr. Aktien explodierten nach den US-Inflationsdaten weltweit. Der deutsche Leitindex DAX schaffte es zum Handelsschluss über 14.100 Punkte, der S&P 500 stieg um 5,5 % und zelebrierte eine erste Erholungsrallye. Beim Technologie-Index Nasdaq gab es sogar einen Kurssprung um 800 Punkte oder 7,5 %.

Positive Anzeichen auf eine Lockerung der Covid-Restriktionen in China runden die laufende Woche hervorragend ab. Denn der Hang Seng Index konnte um 7 % zum Wochenende steigen. Wie geht’s jetzt für die Aktienmärkte weiter? Ist der Bärenmarkt bereits Geschichte oder weiterhin Vorsicht geboten?

Börsen-Feuerwerk nach US-Inflationsdaten: Deutlicher Rückgang der Teuerung, Zinserhöhungen könnten schwächer ausfallen

Nach den US-Inflationsdaten kehrten die Käufer zum Aktienmarkt zurück. Während diese vorher noch zögerlich verharrten und unruhig auf den neusten VPI warteten, gab es im Anschluss eine beeindruckende Rallye – den besten Handelstag seit rund zwei Jahren. Die Inflation fiel im Oktober in den USA stärker als erwartet. Zuvor rechneten die Analysen mit einer Inflationsrate von 8 % nach 8,2 % im Vormonat. Doch die Teuerungsrate betrug im Oktober nur 7,7 % im Vergleich zum Vorjahr. Dies könnte nun den Druck für die Fed senken, die auch aufgrund eines weiterhin robusten US-Arbeitsmarktes mit scharfen Zinserhöhungen die Inflation bekämpfte.

 

Jetzt steigt jedoch die Hoffnung, dass die Notenbanker aus den USA bereits im Dezember einen Fuß vom Gaspedal nehmen und keinen weiteren Zinsschritt in Höhe von 0,75 % wagen. Aktuell geht nach der Abkühlung der Inflation die Mehrheit der Marktteilnehmer von einer Erhöhung um 50 Basispunkte aus. Der Peak im Zinserhöhungszyklus könnte nun bereits Anfang 2023 erreicht werden.

Fed Zinsen

Sinkt die Inflation nachhaltig? Inflation in Europa und Deutschland

Der Kampf gegen die Inflation ist noch lange nicht erfolgreich. Die jüngsten VPI-Daten aus den USA signalisieren einen ersten Rückgang, wenn auch auf hohem Niveau. Von der angepeilten Zielrate rund um 2 % ist die Inflation dennoch meilenweit entfernt. Zugleich stellt sich die Frage, ob auch in Deutschland und der Eurozone die nächsten Inflationsdaten bereits eine erste Abkühlung indizieren. Schließlich hinkt die EZB mit ihrem Tempo bei der Straffung der Geldpolitik der Fed deutlich hinterher. Experten erwarten die Inflationsspitzen in der Eurozone erst gegen Ende des Jahres. Sollte jedoch auch hier bereits vorher eine Abkühlung eintreten, könnten die Aktienmärkte die Erholung schnell und dynamisch vorantreiben.

Corona-Regeln werden in China gelockert: Hang Seng kennt kein Halten mehr

Abgerundet wird das positive Bild aktuell von Nachrichten aus China. Denn der Leitindex aus Hongkong steigt heute um rund 7 %. Angetrieben wurde die Erholung im Hang Seng erneut von den Technologie-Werten – beispielsweise konnte die JD.com Aktie um 15 % steigen. Damit notiert der Hang Seng auf einem neuen Monats-Hoch und konnte die Verluste aus den vergangenen Wochen wieder aufholen.

Grund dafür ist die zunehmende Hoffnung, dass auch in China die Covid-19-Pandemie endlich in den Hintergrund rückt. Denn in China wurden nun die Einreisebeschränkungen etwas gelockert, wenn auch auf niedrigem Niveau, mit einer Verkürzung der Quarantäne. Dennoch ist der Beschluss die erste große Lockerung seit den letzten Corona-Ausbrüchen. Unter Anlegern wächst die Hoffnung, dass sich die chinesische Politik nun sukzessive für eine Lockerung der Auflagen und ein Ende der Zero-Covid-Politik entscheidet.

Raum für Erholung, Risiken nicht ignorieren

Der gestrige Handelstag offenbarte, wie viel Kapital aktuell an der Seitenlinie auf die Rückkehr in den Aktienmarkt wartet. Nun sollte die Erholung heute zum Wochenende bestätigt werden. Dies könnte sukzessive auch Marktteilnehmer zwingen, ihre Short-Positionen einzudecken, was wiederum die Aktienrallye beflügeln könnte.

Dennoch bleibt die aktuelle Erholung auf einem fragilen, makroökonomischen Fundament gebaut. Insbesondere Enttäuschungen bei den hiesigen Inflationsdaten könnten den deutschen und europäischen Indizes erneut Verkaufsdruck bringen. US-Aktien scheinen im Hinblick auf die jüngsten Daten schon wieder für eine kurzfristige Outperformance gegenüber deutschen und europäischen Aktien gewappnet.