Dass sich die Arbeitsmodelle in naher Zukunft weiter verändern, scheint klar. Die Corona-Pandemie stellte zwischenzeitlich die Realität auf den Kopf und trieb viele Unternehmen ins Home-Office. Doch zuletzt ruderten immer mehr Unternehmen zurück, beispielsweise auch Apple oder Amazon. Augenscheinlich scheint das Home-Office doch nicht das Allheilmittel. Vielmehr setzen Unternehmen auf eine ausgewogene Balance zwischen Büro und Home-Office.
Anders sieht dies jedoch bei der 4-Tage-Woche aus. Denn in einem breit angelegten Pilotversuch in Großbritannien erklärte sich nach sechs Monaten die überwältigende Mehrheit der Unternehmen für eine Fortsetzung der 4-Tage-Woche bereit – schließlich seien die Vorteile evident.
9 von 10 Unternehmen wollen mit 4-Tage-Woche fortfahren
Die Ergebnisse der Pilot-Studie sind eindeutig. Denn 9 von 10 Unternehmen wollen die 4-Tage-Woche (vorerst) beibehalten. Insgesamt haben 18 der 61 Unternehmen am Ende der ersten sechs Monate angegeben, dass sie sich dauerhaft für eine 4-Tage-Woche entscheiden werden, da nachweisliche Vorteile dem Unternehmen zugutekommen. Weitere 38 Unternehmen wollen den Versuch fortsetzen, um dann eine finale Entscheidung zu treffen.
Kumuliert sind also 56 von 61 Unternehmen der Auffassung, dass die 4-Tage-Woche erhebliche Chancen bieten könnte. Unternehmen zeigen sich deutlich aufgeschlossener von einer Flexibilisierung der Arbeitszeit als man dies hätte erwarten können.
IT WORKS.
⁃ 92% of companies keep it
⁃ Burnout down by 71%
⁃ Sick days down by 65%
⁃ Revenue up 1.4% on avg.No question about it – the UK’s 4-day week trial was a success.
It’s time for the 4-day week to go mainstream.#4DayWeek pic.twitter.com/gVTnqDeLrH
— 4 Day Week Campaign (@4Day_Week) February 21, 2023
Die sechsmonatige Pilot-Studie wurde in der zweiten Jahreshälfte 2022 von Forschern der führenden Universitäten Boston College, Cambridge und Oxford organisiert. Unterstützung erhielt man von der Kampagne „4 Day Week Global“ und dem Think-Thank „Autonomy“.
Innerhalb der Studie nahmen 61 Unternehmen aus verschiedenen Branchen wie Banken, IT, Einzelhandel oder Personalvermittlung teil. Insgesamt unterfielen rund 3000 Arbeitnehmer der Pilotstudie. Die 4-Tage-Woche wurde unterschiedlich implementiert. Während manche Unternehmen 80 % der Arbeitszeit auf flexibler Basis anboten, gab es in anderen Unternehmen den Freitag frei.
4-Tage-Woche zum neuen Standard: 100 % Lohn für 80 % der Zeit
Hinter der 4-Tage-Woche steckt die Idee, für weniger Zeit das gleiche Gehalt zu bekommen. Dies dürfte auf den ersten Blick für Arbeitnehmer verlockend klingen. Denn der Lohn wird zu 100 % weiterbezahlt, während Arbeitnehmer nur 80 % der ehemaligen Arbeitszeit leisten müssen. Dafür verpflichtet man sich natürlich, 100 % Leistung zu bringen. Gerade dieses mehr an Leistung soll sich von der 5-Tage-Woche unterscheiden und trotz weniger Zeit durch mehr Motivation und Effizienz Vorteile für die Unternehmen bringen.
The biggest ever trial of a 4-day week in the UK has just finished.
It works!
✅ Increased productivity
✅ Increased revenue
✅ Fewer sick days and better wellbeing
✅ Less burnout pic.twitter.com/7XC0VhC6k6— Beth Winter MP (@BethWinterMP) February 21, 2023
Mehr Umsatz, weniger Fluktuation: 4-Tage-Woche ein Erfolg
Die teilnehmenden Unternehmen konnten ihre Umsätze während der Pilot-Studie durchschnittlich um mehr als ein Drittel steigern. Zugleich verließen deutlich weniger Mitarbeiter das Unternehmen und berichteten von einem steigenden Wohlbefinden. Zugleich konstatieren die Forscher keine nennenswerten Unterschiede je nach Wirtschaftszweig. Zuversichtlich fasste Juliet Schor vom Boston College die Studie nach sechs Monaten zusammen:
“Die Ergebnisse sind in Betrieben unterschiedlicher Größe weitgehend konstant, was zeigt, dass diese Innovation für viele Arten von Organisationen funktioniert.”
Ist die 4-Tage-Woche die Zukunft?
Die britische Studie verdeutlicht das Potenzial einer 4-Tage-Woche. Die besagten Unternehmen entschieden sich bewusst für die Flexibilisierung der Arbeitszeit und möchten zum überwiegenden Teil der 4-Tage-Woche treu bleiben.
Doch durch die bewusste Entscheidung für eine Teilnahme an der Studie gab es bereits vorher eine Selektion. Nur Unternehmen, in denen die Führungskräfte der Entwicklung Potenzial zutrauten und mehr Flexibilität für das eigene Geschäftsmodell als passend erachteten, unterfallen dieser Pilotstudie. Zugleich sind sechs Monate immer noch ein stark limitierter Zeitraum. Möglicherweise tritt später ein Gewöhnungseffekt ein, in dessen Folge die Produktivität mit der Zeit weiter sinkt.
Die 4-Tage-Woche mag gigantische Chancen für Unternehmen und Arbeitnehmer bieten. Ob sie sich mittelfristig überall durchsetzt, wird die Zeit zeigen. Denn auch hier gilt: Was für das eine Unternehmen eine Chance darstellt, kann für ein anderes Unternehmen die Existenz gefährden.
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