Der brutale Absturz der Kryptowährung Terra (LUNA) bestimmt nach wie vor die Diskussionen innerhalb der Krypto-Community. Ist der Coin aufgrund eines Angriffs gecrasht? Oder hat Terra-Gründer Do Kwon Investoren betrogen? Diesbezüglich meldet sich nun der CEO der Krypto-Börse FTX zu Wort, Sam Bankman-Fried. Er sagt: Terra-Gründer Do Kwon wollte Investoren nicht abzocken – Schuld am Niedergang des Projekts sei vielmehr schlechtes Marketing.

Terra (LUNA): Betrug oder Versagen?

Derart brutal ist seit Langem keine größere Kryptowährung mehr abgestürzt – mit Abstand: Innerhalb weniger Tage fiel der einstige Top-10-Coin Terra (LUNA) von deutlich über 80 Dollar auf aktuell 0,0001884 Dollar. Der Rückgang von satten 99,9% brachte viele Anleger um ihr gesamtes Kapital, auch viele prominente Persönlichkeiten der Krypto-Branche verzeichnen deshalb empfindliche Verluste.

LUNA-7-Tage-Chart. Bild: Coinmarketcap.com

Terra-Gründer Do Kwon versucht derzeit offenbar, das Projekt zu retten, hat mehrere Rettungspläne vorgeschlagen (siehe unten). Doch die Community spekuliert nach wie vor, wie es überhaupt zum Terra-Crash kommen konnte.

Hierzu hat sich jetzt Sam Bankman-Fried geäußert, Chef der Krypto-Börse FTX. Er sagt: Der Absturz von Terra LUNA ist nicht auf bösartige Absichten zurückzuführen. Ursächlich seien vielmehr zu viele Memes und „schlechtes Marketing“.

Bankman-Fried zufolge ist deshalb auch der oft gehörte Vergleich mit Theranos unhaltbar. Hintergrund: Theranos war ein US-Unternehmen, das unter Führung von Gründerin Elizabeth Holmes eine Milliardenbewertung erreichen konnte – und zwar mit der Behauptung, einen einzigartigen Bluttest erfunden zu haben. Das Problem: Die Technologie existierte nicht – infolge stürzte das Theranos-Kartenhaus schlussendlich brutal in sich zusammen.

Der FTX-Gründer erklärt nun: Do Kwon habe die Investoren nicht auf ähnliche Weise betrogen. Bankman-Fried:

„Nun, LUNA/UST war schlecht und endete schlecht! Genauso wie Theranos. Aber der Hauptvorwurf gegen Holmes ist nicht, dass Theranos gescheitert ist. Start-ups scheitern immer wieder. Die Anschuldigung lautet, dass sie gelogen hat. Insbesondere sagte sie, dass Theranos bestimmte Dinge tat, die es nicht tat; das betrügerische Verhalten bestand darin, dass sie den Investoren vorgaukelte, dass ihre Art von Test eine andere sei.“

Schlechtes Marketing und zu viele Memes

Bei LUNA, so der 29-jährige Milliardär, sei das anders. Der LUNA/UST-Mechanismus sei nicht falsch dargestellt worden – er sei sogar sehr transparent gewesen. Bankman-Fried:

„Und ich denke, es war klar, dass er irgendwann scheitern würde. Do Kwon hielt offensichtlich daran fest, moralisch und in Bezug auf die Presse, lange nachdem er sich hätte zurückziehen sollen.

Kwon habe nicht behauptet, dass UST 1:1 durch USD gedeckt sei, sondern vielmehr, dass er durch eine Reihe volatiler Assets abgesichert sei. Es sei klar gewesen, dass diese Assets fallen könnten, so Bankman-Fried, ergänzt: Er wolle dieses Verhalten nicht gutheißen. Aber es sei kein Betrug. Nach Ansicht von Bankman-Fried hätte Do Kwon Anleger besser darüber informieren müssen, dass TerraUSD nicht vollständig gedeckt ist.

Der FTX-Chef:

„Luna war ein Fall von Massenbegeisterung, Hype und – offen gesagt – von Marketing und Memes, die die Menschen dazu brachten, an etwas zu glauben, das nach den öffentlich verfügbaren Informationen ins Wanken geraten würde. Dieses Marketing war wahrscheinlich schlecht.“

Zur Untermauerung seiner These erläutert Bankman-Fried: Die meisten Fehlinvestitionen seien keine Schneeballsysteme. Manche seien Betrug, bei manchen habe man Pech, manche lägen dazwischen. Im Anschluss nennt er einige bekannte große Namen, die seit Jahresbeginn mehr als 50% verloren haben – darunter Netflix und den ARK Innovation ETF der „weltbesten Investorin“ Cathie Wood.

So will Do Kwon Terra Luna retten

Terra-Gründer Do Kwon hat zwischenzeitlich einen aktualisierten Plan veröffentlicht, wie Terra Luna seiner Einschätzung nach noch zu retten sein könnte. Seine Idee: Man könnte beide Blockchains beibehalten. Dabei soll aber die ursprüngliche Blockchain in Luna Classic ($LUNC) umbenannt und die andere Blockchain auf Grundlage des Netzwerk-Zustandes vom 7. Mai mit dem ursprünglichen Ticker-Symbol LUNA erstellt werden.

Die neue Luna-Core-Blockchain kommt dann auch ohne UST-Stablecoin aus. Schon jetzt zeigen sich viele Anleger über den Plan verärgert, denn: Es zeigt sich, dass es Kwon anscheinend hauptsächlich um die Entwickler-Community geht – und nicht um die UST- und LUNA-Investoren. Das Thema Terra LUNA wird die Krypto-Branche also womöglich noch eine Weile beschäftigen. Do Kwon auf Twitter:

„Die Terra-Community ist meine Familie.

Ich werde immer hier sein, egal wie schwer es wird.

Lasst sie uns wieder aufbauen – gemeinsam.“