Händler und Privatpersonen aufgepasst: Seit Januar 2023 muss die Online-Plattform eBay Kleinanzeigen eure Daten automatisch an das Finanzamt weiterleiten.
In diesem Artikel erfahrt ihr, warum der Staat Big Tech-Firmen zu mehr Transparenz zwingen will, was es mit dem Plattform-Steuertransparenzgesetz auf sich hat, wen es betrifft und worauf ihr bei eurer Steuererklärung unbedingt achten solltet.
Bundestag beschließt Meldepflicht für Online-Plattformen
Der Deutsche Bundestag hat kürzlich ein Gesetz verabschiedet, dass die Betreiber digitaler Plattformen ab dem 1. Januar 2023 dazu verpflichtet, steuerlich relevante Informationen automatisch an das Finanzamt weiterzuleiten. Dies betrifft unter anderem die Plattform eBay Kleinanzeigen, aber auch das Ferienwohnungsportal Airbnb oder die Kleinhändler-Plattform Etsy.
Dass dies nicht nur bei professionellen Händlern, sondern auch bei Privatpersonen, die ab und zu ein altes Sofa verscherbeln wollen, für Verunsicherung sorgt, ist verständlich.
Aber keine Sorge: Sieht man sich die Situation ein wenig näher an, erscheint die neue Regelung weniger wild als von vielen befürchtet. Lest weiter, wenn ihr erfahren wollt, warum der Staat Technologiekonzerne zu mehr Transparenz zwingen will, was im neuen Plattform-Steuertransparenzgesetz zu lesen ist, und inwiefern ihr eventuell davon betroffen seid.
Deutsche Regierung rückt Plattform-Monopolen an den Kragen
Google, Facebook, Amazon, Airbnb, Uber… Wir leben in einer Welt, die zunehmend von großen, US-amerikanischen Plattformen kontrolliert wird. Die Tatsache, dass wir mit ein paar Klicks ein Taxi bestellen, eine Ferienwohnung mieten oder ein von einem Einzelhändler hergestelltes Produkt kaufen können, hat viele Vorteile für die Nutzer.
Gleichzeitig, ist es wichtig zu verstehen, dass es sich bei diesen Plattformen keineswegs um wohltätige Organisationen, sondern um (großteils amerikanische) profitgetriebene Firmen handelt. In vielen Fällen haben diese Riesenplattformen Monopolpositionen in ihrem jeweiligen Markt erreicht, die ihnen ungeheuer viel Macht geben.
So können eBay & Co beispielsweise nicht nur ihre eigenen Preise je nach Lust und Laune erhöhen, sondern haben auch in der Hand, wo die Angebote ihrer Nutzer im Ranking erscheinen.
Da sich die Firmensitze solcher Technologieunternehmen großteils in den USA befinden und es außerdem an Gesetzen, die auf die neue Realität eingehen, fehlt, fällt es europäischen Regierungen schwer, sich selbst, aber auch die Kleingewerbetreibende, die von solchen Plattformen abhängig sind, durch eine entsprechende Regulierung zu schützen.
In letzter Zeit wird aus diesem Grund sowohl in den USA als auch in Europa heftig darüber diskutiert, wie man die Monopol-Macht solcher Internet-Riesenkonzerne aufbrechen oder zumindest regulieren kann. Allerdings stellt sich dies um einiges schwieriger heraus, als es auf den ersten Blick scheinen mag.
Dies liegt vor allem daran, dass die wachsende Macht von internationalen Plattformen wie Amazon, Google, Facebook, Microsoft & CO ein relativ neues Phänomen sind. Entsprechend hinkt sowohl die Gesetzeslage, als auch die Implementierung hinterher.
Und wie das Beispiel eBay Kleinanzeigen zeigt, nehmen die Konzerne jedes Schlupfloch in Anspruch, wenn es darum geht, ihre Monopolposition zu halten.
Wem gehört Ebay Kleinanzeigen eigentlich?
Nehmen wir das Beispiel eBay Kleinanzeigen, dem beliebten Online-Marktplatz, der sich seit Kurzem nur noch “Kleinanzeigen” nennt:
Obwohl die ursprünglich eBay angehörende Firma 2021 dem norwegischen Internetkonzern Adevinta verkauft wurde, erhielt eBay im Gegenzug vor allem Aktien statt Geld. Um es anders auszudrücken:
Obwohl der in Deutschland überaus beliebte Online-Marktplatz inzwischen offiziell einer norwegischen Firma gehört, besitzt der amerikanische Konzern eBay seit dem “Verkauf” einen großen Anteil an Adevinta-Aktien. Faktisch hat sich also wenig geändert: Auch wenn die Plattform nun den Namen “Kleinanzeigen” trägt, gehört sie nach wie vor zu großen Teilen dem US-Konzern eBay.
Auch wenn eBay im Vergleich zu den Imperien von Google, Amazon oder Facebook relativ klein ist, bedeutet dies faktisch, dass ein Prozentsatz jedes über eBay oder eBay Kleinanzeigen getätigten Verkaufs automatisch in die Taschen des US-amerikanischen Unternehmens fließt.
Und da es sich bei Big-Tech Firmen wie Amazon um internationale Firmen handelt, nehmen diese allzu gerne die Möglichkeit in Anspruch, sich in Steuerparadiesen wie Luxemburg zu verstecken, anstatt in Deutschland Steuern zu zahlen.
Der deutsche Staat zwingt Online-Plattformen zu mehr Transparenz
Megacompanies wie Airbnb, Uber oder eben auch eBay Kleinanzeigen, die sich als Mittelsmänner für Transaktionen auf der ganzen Welt installiert haben, besitzen oft mehr Macht als ganze Staaten. Dass der Deutsche Bundestag jetzt versucht, Gesetze zu verfassen, welche die Tätigkeit solcher Firmen regulieren, ist grundsätzlich verständlich.
Allerdings trifft das neue Plattformen-Steuertransparenzgesetz bei Weitem nicht nur die Konzerne an sich, sondern auch dessen Nutzer. So hat Deutschland kürzlich ein neues Gesetz verfasst, laut dem Onlinehändler wie eBay Kleinanzeigen Informationen über seine Händler automatisch an das Finanzamt weiterleiten.
Da die neue Steuerregelung Gewerbetreibende und in manchen Fällen sogar Privatpersonen betrifft, sorgt diese bei den Nutzern der Plattform für so einige Fragezeichen. Im nächsten Teil erfahrt ihr mehr über das Plattformen-Steuertransparenzgesetz und inwieweit die neue Regelung für eure Steuererklärung von Relevanz ist…
Das Plattformen-Steuertransparenzgesetz: Wen betrifft die Finanzamt-Meldepflicht?
Laut dem seit dem 1. Januar 2023 gültigen Gesetz, müssen Online-Plattformen Nutzerdaten automatisch an das Finanzamt weiterleiten, wenn diese folgende Bedingungen erfüllen:
- Der Nutzer hat innerhalb eines Jahres einen Erlös erzielt, der die Summe von 2000 Euro überschreitet
- Auch wenn die Summe des Erlöses unter 2000 Euro liegt, ein Nutzer aber mindestens 30 Verkäufe getätigt hat, sollen die Daten automatisch an das Finanzamt weitergeleitet werden.
Ob es sich hier um eine Privatperson, die ein paar alte Möbel auf Kleinanzeigen verscherbeln will, einen Studenten, der sein Zimmer über Airbnb untervermietet, oder einen beruflichen Händler, der sich auf Onlinehandel spezialisiert hat, handelt, ist hier übrigens egal.
Solange der Jahreserlös bei über 2000 Euro liegt, oder über 30 Verkäufe (oder Vermietungen) getätigt wurden, müssen Onlineplattformen die Informationen automatisch an das Finanzamt weiterreichen.
Dies bedeutet praktisch, dass die Daten eines Verkäufers, der 29 Verkäufe auf Etsy, 29 Verkäufe auf Amazon und 29 Verkäufe auf Kleinanzeigen getätigt hat und auf jeder dieser Plattformen unter 2000 Euro verdient hat, nicht an das Finanzamt weitergereicht werden. Gleichzeitig landen die Daten eines Verkäufers, der mit nur einem Verkauf über 2000 Euro Erlös erzielt hat, automatisch beim Finanzamt.
Welche Nutzerdaten muss eBay Kleinanzeigen & Co an das Finanzamt melden?
Sind die Bedingungen von mindestens 2000 Euro Erlös oder ein Minimum von dreißig Transaktionen erfüllt, müssen Plattformen ab diesem Jahr die Personendaten an das Finanzamt weiterleiten, zum Beispiel:
- Name
- Wohnort
- Steueridentifikationsnummer
- Anzahl der Transaktionen
- Verkaufserlös
- Gebühren
So soll es dem Finanzamt von nun an leichter fallen, die jährlich abgegebenen Steuererklärungen von Händlern mit den von der Plattform übermittelten Daten abzugleichen.
Allerdings können Plattformen nur Daten weitergeben, zu denen sie selbst Zugang haben. Im Fall von eBay Kleinanzeigen bedeutet dies, dass Transaktionen, die nicht direkt über die Plattform, sondern beispielsweise mit Bargeld oder über Paypal abgewickelt werden, auch nicht an das Finanzamt weitergegeben werden können.
“In der Regel erlangen wir keine Kenntnis darüber, ob sich ein Anbieter und Interessent einige werden, es also tatsächlich zu einem Verkauf kommt”, meint der eBay-Kleinanzeigen-Sprecher laut einem Artikel im Stern. Kurz gesagt: Informationen über außerhalb der Plattform getätigte Zahlungen kann Kleinanzeigen also gar nicht an das Finanzamt weiterleiten.
Ab wann muss man seine Verkäufe auf eBay Kleinanzeigen steuerlich absetzen?
Fangen wir mit der guten Nachricht an: Wenn du ein Verkäufer bist, und es bereits gewohnt bist, deine Transaktionen auf eBay Kleinanzeigen bei deiner jährlichen Steuererklärung zu melden, sollte sich für dich nichts ändern. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es dem Finanzamt von nun an leichter fallen wird, deine Angaben im Bedarfsfall zu überprüfen.
Für diejenigen unter euch, die nur ab und zu privat etwas verkaufen, gilt Folgendes: Grundsätzlich fällt für den Weiterverkauf von Gebrauchsgegenständen wie Kinderklamotten oder Büchern keine Steuerpflicht an. Ein wenig anders sieht es aus, wenn du regelmäßig Dinge mit dem Ziel einkaufst, um diese teurer weiterzuverkaufen.
Selbst hier gibt es allerdings eine Freigrenze von 600 Euro Gewinn. Soll heißen: Wenn du mit deiner Verkaufstätigkeit weniger als 600 Euro pro Jahr verdient hast, musst du keine Steuern zahlen. Allerdings gibt es auch hier ein wichtiges Detail zu beachten: Sobald du innerhalb eines Jahres über 600 Euro Gewinn erzielt hast, muss die gesamte Summe versteuert werden, also nicht nur der Teil, der die 600 Euro überschreitet.
Faktisch bedeutet all dies, dass eBay Kleinanzeigen deine Daten an das Finanzamt weiterleiten muss, wenn du beispielsweise deinen alten Laptop für 2000 Euro verkaufst. Die Weiterleitung der Daten bedeutet aber noch lange nicht, dass du auch wirklich Steuern zahlen musst. Dies müsstest du nur tun, wenn du innerhalb eines Jahres mit dem Verkauf von Gegenständen einen Gewinn von über 600 Euro gemacht hast.
Keine Änderung der Steuerpflicht, aber mehr Transparenz
Trotz der Besorgnis vieler Händler, die von Plattformen wie Ebay Kleinanzeigen abhängig sind, ändert das neue Gesetz nicht wirklich etwas an der Steuerpflicht an sich. Das Einkommen grundsätzlich angegeben und versteuert werden muss, ist nichts Neues.
Allerdings wird die Hinterziehung oder nur zum Teil stattfindende Angabe von zu versteuernden Einkommen von nun an deutlich schwieriger ausfallen.
Die Automatisierung unserer Welt: Utopie oder Dystopie?
Wie man sieht, stellt sich die zunehmende Digitalisierung unserer Welt auch im Bereich der Einkommenssteuer als zweischneidiges Schwert heraus: Während man es einerseits als positiv ansehen könnte, dass Finanzämter von nun an automatisch Zugriff auf steuerlich relevante Daten haben, wird es zukünftig wohl immer schwerer werden, zusätzliches Einkommen zu verstecken.
Ob man eine Zukunft, in der alle deine Daten automatisch an den Staat weitergeleitet werden, als utopisch oder dystopisch betrachtet, hängt wohl von der eigenen Einstellung in Bezug auf Themen wie Privatsphäre statt. Allerdings sollten wir im Rahmen der Diskussion um das neue Gesetz eines nicht vergessen:
Auch wenn der Staat seit Anfang dieses Jahres mehr Zugang auf unserer Daten hat, sollte man sich in Erinnerung rufen, dass Konzerne wie Google, Amazon und eBay bereits seit Jahren damit beschäftigt sind, unsere Daten zu sammeln, und diese für ihre eigenen Zwecke zu nutzen.
Die Zukunft des Onlinehandels: Doppelte Steuer?
Die Entwicklungen der letzten Jahre, aber vor allem die Pandemie, hat zu einem Boom des Onlinehandels geführt. Da es vor wenigen Jahrzehnten so etwas wie Onlinehandel noch gar nicht gab, ist es nicht verwunderlich, dass die Regierungen nun dabei sind, neue Gesetze zu schaffen, die an unsere aktuelle Realität angepasst sind.
Wir leben bereits in einer Welt in der wir bei den meisten unserer Transaktionen nicht nur eine Steuer an unseren Staat, sondern auch an die Plattform, über der diese stattfindet, bezahlen. Während wir in einer Demokratie zumindest als Gesamtbevölkerung einen Einfluss auf die Höhe der staatlichen Steuer haben, können Plattformen wie eBay Kleinanzeigen ihre Gebühren mehr oder weniger nach Lust und Laune ansetzen.
Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die jeweilige Plattform eine Monopolposition hat und die Nutzer keine Alternative haben, auf die sie ausweichen können.
Fazit: Von eBay Kleinanzeigen zurück zum lokalen Flohmarkt?
Natürlich gibt es für Privatpersonen, die weder dem Staat, noch einer internationalen Firma über ihre Ausgaben und Einnahmen Rechenschaft geben wollen, eine einfache Alternative: Wie wäre es damit, das nicht mehr ganz so gemütliche Sofa, die nostalgische Plattensammlung oder die alten Kinderbücher ganz altmodisch auf dem Flohmarkt in deiner Nähe zu verkaufen?