Die Ankündigung eines neuen Stimulus sorgte zuletzt für Euphorie an den chinesischen Aktienmärkten. Endlich kam wieder Momentum bei China-Aktien auf. Der Leitindex Hang Seng katapultierte sich zwischenzeitlich über 40 Prozent in 2024 ins Plus. Während chinesische Wertpapiere weiterhin als riskant gelten, liefen diese zuletzt dennoch besser als ihre westlichen Pendants.
Nun gab es heute das böse Erwachen – der Hang Seng bricht um rund 10 Prozent ein. Ferner bleibt auch der Star-Investor Ray Dalio skeptisch und äußert sich zurückhaltend hinsichtlich der Chancen im Reich der Mitte.
China Aktien brechen ein: „Konjunkturpaket“ enttäuscht den Markt
In den letzten Wochen erlebten chinesische Aktien einen beachtlichen Aufschwung, der die stärkste Rallye seit der Finanzkrise 2008 darstellte. Heute jedoch kam es zu erheblichen Kursverlusten, insbesondere bei in Hongkong gelisteten Unternehmen. Der Hang Seng Index fiel um etwa 10 Prozent, nachdem er zuvor um rund 40 Prozent gestiegen war und den höchsten Stand seit Januar 2022 erreicht hatte.
JUST IN 🚨: Hang Seng Index falls by 9.41%, its largest loss in 16 years and 2nd largest loss this century pic.twitter.com/2qg3AHAxkr
— Barchart (@Barchart) October 8, 2024
Die Ursache für den plötzlichen Rückgang lag in der Enttäuschung der Investoren über unzureichende Details zu den angekündigten Maßnahmen zur Stützung der chinesischen Wirtschaft. Hier hatten sich die bullischen Anleger mehr News zu Stimuli erhofft.
Bei einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz konnte Zheng Shanjie, der Vorsitzende der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission Chinas, keine umfassenden Konjunkturmaßnahmen präsentieren. Stattdessen wurden lediglich kleinere Schritte angekündigt, wie die Ausgabe von Zweckanleihen für regionale Projekte und langfristigen Staatsanleihen. Ein Investitionsplan über 100 Milliarden Yuan soll vorzeitig umgesetzt werden. Darüber hinaus sind Maßnahmen zur Ankurbelung des Immobilienmarktes und zur Unterstützung einkommensschwacher Bevölkerungsschichten vorgesehen.
Experten sehen diese Maßnahmen jedoch als zu wenig umfassend an, um den Markt nachhaltig zu stützen. Viele Anleger hatten mit konkreteren und umfangreicheren Programmen gerechnet.
Ray Dalio bleibt China-Bär: Was steckt dahinter?
Der Star-Investor Ray Dalio bleibt derweil skeptisch gegenüber Investitionen in China. Dieser warnt Investoren vor den Risiken, da Chinas Regierung offenbar ihre Haltung zum Kapitalismus verändert habe. Laut Dalio vollziehe Peking derzeit tiefgreifende strukturelle Änderungen, um mehr Kontrolle über die Wirtschaft zu gewinnen. Diese Entwicklung sei problematisch für Investoren, die traditionell auf marktwirtschaftliche Prinzipien setzen, erklärte er jüngst beim Greenwich Economic Forum.
Dalio hebt dabei explizit hervor, dass China sowohl mit einer Schulden- als auch einer Kapitalismuskrise konfrontiert sei. Die Führung des Landes wolle das Wirtschaftssystem anpassen, um mehr politische Kontrolle zu behalten. Diese staatlichen Eingriffe könnten den Markt beeinflussen und die Attraktivität für Investoren deutlich verringern. Obwohl die chinesische Regierung kürzlich Maßnahmen wie Zinssenkungen und die Senkung der Mindestreserveanforderungen zur Stimulierung der Wirtschaft angekündigt habe, bleibt Dalio vorsichtig. Konkrete Schritte und deren Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum sollten Anleger abwarten.
Chinas Wirtschaft bleibt fragil: China Aktien bleiben High-Risk-Reward
Die Volatilität bei chinesischen Aktien dürfte auch in naher Zukunft hoch bleiben, trotz vorhandener Chancen, da die Bewertungen aktuell deutlich niedriger sind als in westlichen Märkten. Diese günstigen Bewertungen spiegeln jedoch auch die erheblichen Risiken wider, mit denen Chinas Wirtschaft konfrontiert ist. Ein Hauptproblem bleibt die schwache Konsumnachfrage im Inland, die die Importe dämpft. Gleichzeitig flutet die chinesische Industrie internationale Märkte mit Produkten, die jedoch kaum profitabel sind. Private Investoren, sowohl lokal als auch international, zögern mit neuen Projekten.
Die anhaltende Immobilienkrise stellt weiterhin eine große Belastung dar und verursacht erheblichen Deflationsdruck in China. Die wirtschaftliche Unsicherheit führt dazu, dass diese Menschen ihren Konsum einschränken. Zudem wird die private Initiative durch staatliche Eingriffe zunehmend unterdrückt, was die kapitalistische Dynamik im Land schwächt. Langfristig dürfte nur ein umfassenderes Konjunkturpaket die Situation stabilisieren und die Aktienmärkte stützen.
Zugleich befindet sich der Hang Seng Index an einer technischen Widerstandszone. Der RSI offenbart einen überkauften Zustand. Das Chance-Risiko-Verhältnis für einen Long-Trade beim Hang Seng war damit schon einmal besser.