US-Dollar

Die bevorstehende Präsidentschaftswahl in den USA zwischen Donald Trump und Kamala Harris wird schon Monate zuvor heiß diskutiert. Natürlich hat eine US-Wahl historisch auch Implikationen für den Finanzmarkt. Damit wird die Wahl 2024 voraussichtlich auch ein weiteres Mal erhebliche Auswirkungen auf den US-Dollar haben. Laut den Experten von Morgan Stanley dürfte die Wahl das globale Finanzsystem spürbar beeinflussen. Denn der US-Dollar ist immer noch die weltweite Leitwährung, obgleich die Dominanz zuletzt durchaus bröckelte. Hier dürften insbesondere die handelspolitischen und fiskalischen Strategien der beiden Kandidaten entscheidend sein, da diese den Wert des US-Dollars direkt beeinflussen.

So konstatiert der zuständige Analyst Andrew Watrous:

„Die Anleger haben ein gesteigertes Interesse daran, wie sich das Wahlergebnis auf den US-Dollar auswirken könnte, da dieser als Weltreservewährung die bevorzugte Wahl für die Zuteilungen der Zentralbanken, die Finanzierung des Welthandels, die grenzüberschreitende Kreditvergabe und die Emission globaler Schuldtitel ist.“

Die enorme Bedeutung des US-Dollars

Der US-Dollar ist die wichtigste Reservewährung der Welt und wird von Zentralbanken, globalen Unternehmen und Regierungen als bevorzugte Währung für internationale Transaktionen verwendet. Diese dient ergo als Maßstab für Rohstoffe, wie Öl und Gold, und ist ein essenzielles Element für die Preisbildung auf den globalen Märkten. Ein starker Dollar macht Importe für die USA günstiger, während Exporte für andere Länder teurer werden. Eine Abwertung des Dollars hat gegenteilige Effekte: Sie stärkt die Exportwirtschaft der USA, da amerikanische Güter im Ausland günstiger werden.

Wenn der US-Dollar aufwertet, gewinnt er an Kaufkraft gegenüber anderen Währungen. Gleichzeitig kann ein starker Dollar jedoch das Wirtschaftswachstum außerhalb der USA bremsen, da die Kosten für Dollar-denominierte Schulden und Importe steigen. Eine Abwertung des US-Dollars hingegen führt in der Regel zu höheren Exportgewinnen, was jedoch potenziell die Inflation in den USA anheizen könnte.

Nun sind dies allgemeine Erkenntnisse, die unabhängig von den jeweiligen US-Präsidenten gelten. Doch die Analysten von Morgan Stanley haben auch spezifische Schlussfolgerungen für den republikanischen Kandidaten Donald J. Trump oder die demokratische Kandidatin Kamala Harris gezogen.

Szenario: Donald Trump als Präsident

Sollte Donald Trump die Wahl gewinnen, könnte der US-Dollar laut Morgan Stanley zunächst an Stärke gewinnen. Trump hat in der Vergangenheit immer wieder dafür plädiert, den Dollar zu schwächen, um die Exporte zu fördern. Doch die Pläne, Importzölle weiter zu erhöhen, würden wahrscheinlich zu einem stärkeren Dollar führen. Wenn Länder wie China höhere Zölle für den Zugang zum US-Markt zahlen müssten, könnte dies ausländische Investoren dazu veranlassen, den US-Dollar als sicheren Hafen zu betrachten. Die Unsicherheit, die Trumps protektionistische Handelspolitik mit sich bringt, könnte nach Morgan Stanley jedoch zu einem Rückzug aus Schwellenländern führen und den US-Dollar ebenfalls stärken.

Außerdem könnte eine zweite Amtszeit Trumps mit expansiven fiskalischen Maßnahmen einhergehen. Sollte der Kongress von den Republikanern kontrolliert werden, wären höhere Staatsausgaben und eine wachsende Staatsverschuldung wahrscheinlich. Dies könnte das Wachstum der US-Wirtschaft ankurbeln und den Dollar weiter stärken. Hie wären die Erwartungen an die Wirtschaftsentwicklung positiv.

Szenario: Kamala Harris als Präsidentin

Ein Wahlsieg von Kamala Harris könnte hingegen eine Abwertung des US-Dollars zur Folge haben. Laut Morgan Stanley dürfte eine demokratische Präsidentschaft die Kontinuität der Politik der Biden-Administration bedeuten, insbesondere in Bezug auf weniger konfrontative Handelsbeziehungen. Dies könnte dazu führen, dass die Volatilität am Devisenmarkt sinkt, aber gleichzeitig der Anreiz für internationale Investoren abnimmt. Ein geringerer fiskalischer Expansionismus und eine moderatere Steuerpolitik im Vergleich zu Trump könnten ebenfalls das Wachstum dämpfen und den Dollar schwächen.

Die Handelspolitik unter einer Harris-Regierung würde demnach vermutlich auf die Beendigung von Handelskriegen abzielen, was zu stabileren internationalen Beziehungen führen könnte. Das wiederum könnte die Stärke des US-Dollars beeinträchtigen, da andere Volkswirtschaften sich schneller erholen und weniger Schutzmaßnahmen gegen den US-Markt ergreifen müssten.

US-Dollar Prognose – Mehr als die Präsidentschaftswahl

Doch für den US-Dollar gibt es weitere Einflussfaktoren, die über die US-Wahl hinausgehen.

Eine entscheidende Rolle spielt demnach die Geldpolitik der Federal Reserve, die zwar unabhängig ist, aber durch die Regierung indirekt beeinflusst werden kann. Beide Kandidaten könnten versuchen, ihre jeweiligen Präferenzen bei der Auswahl des Fed-Vorsitzenden durchzusetzen. Trump hat bereits in der Vergangenheit Druck auf die Federal Reserve ausgeübt, um eine lockerere Geldpolitik zu fördern. Sollten Zinsen unter seiner erneuten Präsidentschaft gesenkt werden, könnte dies den Dollar schwächen. Harris hingegen würde wahrscheinlich die derzeitige Linie der Fed fortsetzen, die auf eine behutsame Steuerung der Zinspolitik abzielt. Doch die Federal Reserve ist zumindest per se nicht politisch.

Unabhängig vom Wahlausgang sollten Investoren laut Morgan Stanley mit erhöhter Volatilität auf den Devisenmärkten rechnen. Die Unsicherheit rund um den Wahlausgang dürften den VIX-Indikator ansteigen lassen.