Gelingt die sanfte Landung oder sehen wir die harte Rezession? Während diese Antwort in den USA zugunsten des optimistischen Szenarios ausfallen könnte, sieht es in Deutschland etwas schlechter aus. Doch auch die Globalökonomie befindet sich in einer herausfordernden Phase, in welcher die Notenbanken weltweit mit harschen Zinssteigerungen auf die grassierende Inflation reagierten. Das Wirtschaftswachstum schwächelt, Probleme gibt es reichlich. Damit scheint es auch wenig verwunderlich, dass die Mehrheit der Führungskräfte skeptisch hinsichtlich der Zukunft ist.
Hier offenbart eine neue Umfrage von EY umfangreiche Sorgen. Denn über 70 Prozent der befragten CEOs gehen im Jahr 2024 von geringem oder gar keinem Wachstum aus. Schon der Titel des jüngsten Beitrags suggeriert die hierzulande schärfere Problematik: „Deutsche CEOs besonders pessimistisch“.
Denn strukturelle und mitunter hausgemachte Probleme belasten die deutsche Volkswirtschaft und trüben die Prognose für 2024 ein. Doch welche Lösungsansätze verfolgen die Unternehmen?
Sorge um Weltwirtschaft, Zuversicht für eigene Unternehmen
In der Umfrage von EY zeigen sich die CEOs sowohl in Deutschland als auch international vorsichtig bezüglich der globalen Wirtschaftsaussichten. Laut den EY-Analysten sind nämlich 76 Prozent der weltweiten und 72 Prozent der deutschen CEOs der Ansicht, dass das Wirtschaftswachstum im Jahr 2024 stagnieren oder sich sogar rückläufig entwickeln könnte.
Dabei referieren die CEOs auch auf die Erwartung hoher Zinsen und anhaltender Inflation. Denn diese Einschätzung, wurde von einem großen Anteil der Befragten geteilt. Trotz dieser makroökonomischen Bedenken herrscht unter den Führungskräften zumindest ein optimistischerer Ton, wenn es um die Zukunft ihrer eigenen Unternehmen geht.
Weltweit blicken nämlich 64 Prozent der CEOs positiv in die Zukunft und erwarten ein Umsatzwachstum, während nur eine Minderheit von sechs Prozent einen Rückgang befürchtet. Die deutsche Führungsebene zeigt sich indes vorsichtiger: Hier erwarten lediglich 51 Prozent der Unternehmensleiter eine positive Umsatzentwicklung, 17 Prozent rechnen sogar mit rückläufigen Erlösen.
Dennoch könnte der Tenor damit etwas zu pessimistisch sein. Schließlich gehen die CEOs bei ihrem eigenen Unternehmen größtenteils von einer soliden Entwicklung aus. Folglich müssen es die anderen Unternehmen sein, die nach Ansicht der CEOs die Weltwirtschaft belasten.
Margenerosion in Deutschland: Risiken bleiben immens
Besonders schlecht sieht es aus, wenn man sich die Ergebnisse zur Profitabilität deutscher Unternehmen anschaut. Denn die Einschätzung zur Margenentwicklung unter deutschen CEOs fällt besonders kritisch aus. Im globalen Vergleich erwarten lediglich sieben Prozent der CEOs eine Verschlechterung der Gewinnmargen, während in Deutschland dieser Anteil auf 18 Prozent ansteigt. In den USA sehen nur fünf Prozent der Unternehmenslenker eine schrumpfende Marge, in Großbritannien sind es gerade einmal zwei Prozent und in China sieht sich sogar nur ein Prozent der Führungskräfte mit diesem Szenario konfrontiert. Deutsche Unternehmen sind mitunter schlechter aufgestellt.
Die Studie konstatiert, dass dieses Stimmungsbild unter deutschen CEOs auch mit der starken Internationalisierung deutscher Konzerne zusammenhängt, die sie besonders anfällig für geopolitische Spannungen macht – die Kehrseite der Globalisierung.
Hier statuieren die Experten von EY auch den umfassenden Pessimismus. Denn in der CEO-Survey zeigte sich eben besonders deutlich, dass deutsche Unternehmen unter der mangelnden Profitabilität leiden:
„Die Hoffnungen auf eine Konjunkturerholung haben sich weitgehend zerschlagen. Wir erleben eine Phase wirtschaftlicher Stagnation bei hohen geopolitischen Risiken. Gerade deutsche Unternehmen sind derzeit mit einer erheblichen Nachfrageschwäche bei gleichzeitig hohen Kosten konfrontiert. Die Stimmung ist aktuell in kaum einem Land so schlecht wie in Deutschland“
Sorgen um deutsche Wirtschaft nehmen zu
Deutschland wurde einst als Wachstumsmotor der Europäischen Union gefeiert und sieht sich nun mit dem Ruf als Sorgenkind der Gemeinschaft konfrontiert. Eine Vielzahl hausgemachter Probleme belastet die Wirtschaft des Landes schwer.
Einer der primären Kritikpunkte von EY ist das Fehlen konjunktureller Impulse, die eine wirtschaftliche Belebung fördern könnten. Stattdessen herrscht unter den Unternehmen eine starke Verunsicherung, hervorgerufen durch ständig wechselnde politische Vorgaben und Rahmenbedingungen. Diese Unbeständigkeit führt zu einer fehlenden Planungssicherheit, welche als Hindernis für langfristige Investitionsentscheidungen gilt. Wer in die Zukunft investieren möchte, braucht gewisse Sicherheiten.
Zudem ist die deutsche Bürokratie den Analysten ein Dort im Auge. Diese Strukturen müssten durch eine umfassende Digitalisierung von Behörden und der Verwaltung abgemildert werden, um endlich Entscheidungs- und Genehmigungsprozesse zu beschleunigen.
Jedoch zeigt sich in diesem Bereich seit Jahrzehnten in Deutschland nur wenig Fortschritt. Dies führt zu einer massiven Frustration unter den CEOs. Als Konsequenz verlagern viele ihre Investitionen zunehmend ins Ausland, wo sie auf ein wirtschaftsfreundlicheres Umfeld treffen.
Partnerschaften statt M&A
Angesichts unsicherer Wirtschaftsaussichten und anhaltend hoher Zinsen rücken viele Unternehmen von geplanten Investitionen ab, insbesondere von Unternehmenskäufen und -verkäufen, die sie mit Fremdkapital finanzieren müssten. Derzeit beabsichtigen weltweit nur noch 30 Prozent der befragten Unternehmen, innerhalb der nächsten 12 Monate eine Fusion oder Übernahme durchzuführen – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu früheren Umfragen. M&A-Aktivitäten dürften somit auch 2024 stark rückläufig sein. In Deutschland sank dieser Anteil sogar auf 20 Prozent.
Demgegenüber gewinnen strategische Partnerschaften an Bedeutung, da sie im Vergleich zu M&A-Transaktionen oft geringere Kosten und eine flexiblere Kapitalbindung bedeuten. Besonders deutsche Unternehmen zeigen sich aktiv in der Bildung von Allianzen: 53 Prozent planen hier ein Joint Venture oder eine strategische Partnerschaft.