Die US-Präsidentschaftswahl ist ein Ereignis von globaler Bedeutung, insbesondere aufgrund des Gewichts der US-amerikanischen Volkswirtschaft und ihrer zentralen Rolle im globalen Finanzsystem. Als größte Volkswirtschaft der Welt haben die Vereinigten Staaten einen entscheidenden Einfluss auf den weltweiten Aktienmarkt. Besonders die Präsidentschaftswahlen ziehen aufgrund ihrer potenziellen Auswirkungen auf Wirtschaftspolitik, Investitionen oder auch steuerliche Belastungen die Aufmerksamkeit von Investoren weltweit auf sich.
In diesem Zusammenhang hat J.P. Morgan eine neue Analyse vorgelegt, die sich mit den möglichen Implikationen der US-Präsidentschaftswahl 2024 für Anleger beschäftigt.
Ein Jahr ist ein langer Zeitraum
Aus der Perspektive der Analysten von J.P. Morgan ist der Zeitraum bis zur US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 von großer Bedeutung. Denn ein Jahr kann in der politischen Landschaft enorme Veränderungen mit sich bringen. Der Wahlzyklus nimmt ab dem 15. Januar an Fahrt auf, wenn die Vorwahlen beginnen, die den Staaten bei der Auswahl ihrer Präsidentschaftskandidaten helfen. Bis zum 12. März werden voraussichtlich die endgültigen Kandidaten jeder Partei feststehen. Aktuelle Prognosen und Umfragen deuten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Biden und Trump hin, aber politische Dynamiken können sich schnell ändern. Darauf verweisen die Analysten wiederholt.
Die US-Wirtschaft wächst immer weiter
Laut den Analysten von J.P. Morgan hat die US-Wirtschaft im Laufe der Geschichte unter allen 46 Präsidentschaften stetiges Wachstum verzeichnet. Wahlen können jedoch direkte und signifikante Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Märkte haben, besonders wenn die politischen Vorschläge der Kandidaten klar definierte Auswirkungen auf bestimmte Sektoren oder Regionen haben. Dennoch scheint Sorge unbegründet – denn die US-Wirtschaft läufer immer weiter.
Veränderte Wachstums- und Inflationserwartungen können ebenfalls aus politischen Entscheidungen resultieren. Allerdings ist es zu diesem Zeitpunkt nach J.P.Morgan im Wahlrennen noch zu früh, um potenzielle Auswirkungen auf die Märkte detailliert darzustellen, da politische Vorschläge der Kandidaten noch weitgehend ausstehen.
J.P. Morgans Analysten betonen auch, dass nicht jeder politische Vorschlag umgesetzt wird. Effektive politische Maßnahmen sind wahrscheinlicher, wenn eine Partei sowohl das Weiße Haus als auch den Kongress kontrolliert. Selbst dann stehen politische Entscheidungsträger oft vor Herausforderungen und Hindernissen bei der Umsetzung ihrer Vorschläge. Ungewissheit bleibt somit bestehen – der Markt preist etwaige Vorhaben somit nie vollständig ein.
Die Makro-Lage ist wichtiger
Aus Sicht der Analysten von J.P. Morgan spielen zugrundeliegende Makrotrends eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung der Marktentwicklung im Kontext von Präsidentschaftswahlen. Historisch gesehen haben Ereignisse wie die COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 oder die globale Finanzkrise im Jahr 2008, unabhängig von politischen Ideologien, einen stärkeren Einfluss auf die Märkte gehabt als die politischen Unterschiede zwischen den Kandidaten. Diese Makrotrends neigen dazu, die breiten Märkte stärker zu beeinflussen und überwiegen oft die direkten Auswirkungen der politischen Landschaft. Ergo sollten Anleger die Präsidentschaftswahl zwar berücksichtigen, sich aber nicht zu stark auf das Ereignis konzentrieren.
Im Durchschnitt haben Aktien im Jahr nach einer Wahl eine Rallye erlebt, während die Volatilität vor der Wahl zunehmen kann. Denn Aktienkurse reflektieren mehr die Rentabilität der zugrunde liegenden Unternehmen als die politische Ausrichtung. Lediglich die Unsicherheit vor der Wahl führt zu einer verstärkten Volatilität.
In Bezug auf die aktuelle Wirtschaftslage sehen die Analysten von J.P. Morgan Anzeichen für eine “sanfte Landung” der US-Wirtschaft. Das Wachstum bleibt stark, kühlt jedoch ab und die Inflation ist stark rückläufig. Angesichts dieser Entwicklungen empfehlen die Analysten, ihre Bargeldpositionen zu reduzieren und die derzeit hohen Anleiherenditen als Gelegenheit für langfristig höhere Ertragspotenziale zu nutzen.
Da die Anleiherenditen ihren Höhepunkt erreichen könnten, rät J.P. Morgan Anlegern, sich wieder auf die Fundamentaldaten am Aktienmarkt zu konzentrieren. Mit Blick auf den S&P 500 und insbesondere auf den Technologiebereich, der das stärkste Wachstum zeigt, scheinen die Gewinnerwartungen solide. Sachwerte dürften weiterhin Schutz bieten, falls die Inflation auf einem höheren Niveau als im letzten Zyklus verbleibt.
Fazit: Die US-Wahl ist wichtig – doch die Märkte spielen ihr eigenes Spiel
Das Fazit aus der Perspektive von J.P. Morgan zur US-Wahl 2024 lautet: Obwohl die US-Präsidentschaftswahlen zweifellos von großer Bedeutung sind, folgen die Märkte letztendlich ihren eigenen Dynamiken und Trends. Während politische Ereignisse und Entscheidungen zweifelsohne Einfluss auf die Märkte haben können, sind es oft die grundlegenden makroökonomischen Faktoren, die eine entscheidendere Rolle spielen. Diese tendieren dazu, stärkere und unmittelbarere Auswirkungen auf die Marktentwicklung zu haben als die politischen Ideologien einzelner Kandidaten oder die politische Ausrichtung der gewählten Regierung.
Im Kontext der Wahlen sollten Anleger berücksichtigen, dass Aktienmärkte in der Regel dazu neigen, nach einer Wahl wieder anzuziehen, sobald die politische Unsicherheit nachlässt. Dies bewegt sich im Einklang mit der typischen Saisonalität, die Aktienmärkte nach US-Wahlen traditionell in ein freundliches Marktumfeld bewegt. Langfristig gesehen spiegeln die Aktienkurse eher die Performance und Profitabilität der zugrunde liegenden Unternehmen wider als die politischen Verhältnisse.
Anstatt sich auf die Präsidentenwahl zu konzentrieren, ist es demnach ratsam, sich auf die langfristigen Anlageziele und die grundlegenden wirtschaftlichen Indikatoren zu konzentrieren, die letztendlich für die Bestimmung der Marktrichtung ausschlaggebend sind.