Netflix

In einer Ära des digitalen Zeitalters, in der Unterhaltung auf Knopfdruck verfügbar ist, hat Netflix die Art und Weise, wie wir Filme und Serien konsumieren, revolutioniert. Doch während Millionen von Menschen weltweit auf ihre eigenen Netflix-Konten zugreifen, hat sich eine dunkle Praxis still und heimlich verbreitet – das Passwort-Sharing. Von Familienmitgliedern, Freunden bis hin zu entfernten Bekannten, scheint es, dass fast jeder einen Anteil am grenzenlosen Entertainment-Paradies haben möchte, ohne dafür den vollen Betrag zu bezahlen.

Obwohl Netflix das Phänomen des Passwort-Sharings seit langem toleriert, hat das Unternehmen ein starkes Interesse, möglichst viele (voll) zahlende Kunden zu gewinnen. Während die Praxis des Teilens von Zugangsdaten zu einer weit verbreiteten Gewohnheit geworden ist, will sich Netflix 2023 dem Thema widmen.

Nun begann in den USA der Roll-out der neuen Kampagne. Wie auf dem Netflix-Blog ersichtlich, bekamen US-Nutzer gestern bereits eine diesbezügliche E-Mail.

Das ändert sich bei Netflix

Nach Angaben des Streaminganbieters haben über 100 Millionen Haushalte gemeinsame Netflix-Konten, was etwa 43 % der weltweiten Nutzerbasis entspricht. Diese Praxis hat nach Aussage von Netflix die eigene Fähigkeit beeinträchtigt, in neue Inhalte zu investieren.

In der kürzlich veröffentlichten Mitteilung wurden zwar keine spezifischen Informationen über die Anzahl gemeinsamer Konten in den USA genannt. Stattdessen wurden den Mitgliedern zwei zukünftige Optionen präsentiert: Entweder können sie ein Profil an eine Person außerhalb ihres Haushalts übertragen, die dann ihre eigene Mitgliedschaft beginnt und dafür bezahlt, oder sie können eine zusätzliche Gebühr von 7,99 $ pro Monat für jede Person außerhalb ihres Haushalts zahlen, die das Konto nutzt.

„Ein Netflix-Konto ist für die Nutzung durch einen Haushalt bestimmt. Alle in diesem Haushalt lebenden Personen können Netflix nutzen, wo immer sie sind – zu Hause, unterwegs, im Urlaub – und neue Funktionen wie Profil übertragen und Zugang und Geräte verwalten nutzen.“

Passwort-Sharing bei Netflix in Deutschland

In Deutschland ist das Passwort-Sharing bei Netflix vorerst weiterhin möglich. Doch natürlich will das US-Unternehmen nicht nur die potenziellen US-Kunden besser monetarisieren. Der globale Roll-out ist für das Jahr 2023 geplant. Sukzessive dürften immer mehr Länder betroffen sein, um das Teilen von kostenpflichtigen Abos zu vermeiden.

In Bezug auf die Rechtslage und die Nutzungsbedingungen von Netflix war das Passwort-Sharing in der Vergangenheit eigentlich nicht legal. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) von Netflix verbieten ausdrücklich das Teilen von Passwörtern und den Zugriff auf ein Konto außerhalb des eigenen Haushalts. Das Unternehmen behielt sich das Recht vor, Maßnahmen zu ergreifen, um die Einhaltung seiner AGB zu überwachen und Verstöße zu ahnden.

Dennoch hat Netflix das Phänomen des Passwort-Sharings lange geduldet. Vermutlich wollte das Unternehmen die Kundenbasis erweitern und den Nutzern eine flexible Nutzung ermöglichen, um in einem umkämpften Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Insoweit ändern sich die Bedingungen eigentlich gar nicht wirklich. Netflix legt nun den Fokus auf die Durchsetzung der eigenen Nutzungsrichtlinien.

Netflix 2023: Kostenbewusstsein & Passwort-Sharing als Wachstumskatalysator?

Bei den ersten Quartalszahlen für das laufende Jahr konnte Netflix die Anzahl der Abonnenten um 1,75 Millionen steigern. Zugleich verwies das Unternehmen ausdrücklich auf ein neues Kostenbewusstsein, mit welchem man im Jahr 2023 rund 300 Millionen $ einsparen wolle. In einem umkämpften Markt werden die Kosten immer wichtiger. Zugleich achten Anleger in einem Hochzinsumfeld eben auf die Profitabilität der Unternehmen.

Mit dem Kostenbewusstsein und dem Passwort-Sharing könnte Netflix die Profitabilität stärken. Während die Kosten auf der einen Seite sinken, soll das Verbot des Passwort-Sharings die Umsätze weiter ankurbeln.

Chancen und Risiken für Netflix

Für Netflix ergeben sich aus dem Phänomen des Passwort-Sharings sowohl Chancen als auch Risiken. Einerseits dürften viele Nutzer argumentieren, dass ihnen ein individuelles Abonnement zu teuer ist. In einem umkämpften Streaming-Markt gibt es zahlreiche Alternativen, die möglicherweise attraktiver erscheinen, insbesondere nach jahrelanger Netflix-Nutzung

Beispielsweise berichteten Führungskräfte, dass es in Lateinamerika nach der Bekanntgabe der Nachricht einige Stornierungen gab, was kurzfristig das Wachstum hemmen könnte. Dennoch geht das Unternehmen davon aus, dass diese Kunden später zu Netflix zurückkehren.

Andererseits gibt es Nutzer, die trotz der nun höheren Kosten nicht auf den Marktführer verzichten wollen. Dies zeigt, dass Netflix eine starke Bindung aufgebaut hat. Wer über Streaming redet, denkt zunächst an Netflix. Das Unternehmen muss dennoch vorsichtig sein, um nicht zu viele zahlende Kunden durch restriktive Maßnahmen gegen das Passwort-Sharing zu verlieren.

Es wird auch spannend sein zu beobachten, welche kreativen Wege und Mittel die Nutzer finden, um möglicherweise neue Richtlinien von Netflix zu umgehen. Wie bereits bei geografischen Beschränkungen, könnten VPNs eine Lösung bieten, um weiterhin auf geteilte Konten zuzugreifen.

Insgesamt steht Netflix vor der Herausforderung, einen Ausgleich zwischen dem Schutz seiner Umsätze und dem Erhalt einer großen Nutzerbasis zu finden, während es sich in einem dynamischen und wettbewerbsintensiven Streaming-Markt behauptet.

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