Dass Deutschland und Europa für ausländische Investoren nicht unbedingt die attraktivste Wahl ist, ist mittlerweile wohlbekannt. Dennoch zeigen neue Daten von EY, dass ausländische Investitionen in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit 2013 sinken. Demnach gab es in ganz Europa einen leichten Anstieg um rund 1 %. In Deutschland gab es demgegenüber einen Rückgang.
US-Investoren bleiben demnach die wichtigsten Geldgeber in Deutschland. Dennoch zeigen Unternehmensbefragungen, dass Deutschland im Jahr 2023 ein attraktiver Investitionsstandort inmitten Europa bleibt. Die Zahlen und die Aussagen offenbaren somit ein durchaus ambivalentes Bild.
Ausländische Investitionen auf Niveau von 2013: Europaweite Erholung noch deutlich unter Vor-Corona-Niveau
Die besagte Studie von EY zeigt deutlich, dass die ausländischen Investitionen rückläufig sind. Während in Deutschland im vergangenen Jahr die Anzahl erneut um 1 % sank, befindet man sich nun auf dem gleichen Niveau wie 2013. Eine doch wenig attraktive Entwicklung.
Zugleich konnte sich zwar in Europa das Interesse wieder erholen. Mit 5.962 angekündigten Projekten, was einen Anstieg von 1 % bedeutet, bleibt man dennoch weiter unter dem Vor-Corona-Niveau.
Der Spitzenreiter im Europa-Ranking bleibt weiterhin Frankreich. Hier verläuft die Entwicklung seit einigen Jahren weitaus dynamischer. Nun gab es ein annualisiertes Wachstum von 3 %. Frankreich hat es augenscheinlich mit Macron geschafft, sich bei Investoren wieder beliebter zu machen.
Die traditionelle Einordnung der französischen Wirtschaft ist eher interventionistisch. Historisch gesehen hat Frankreich eine stärkere staatliche Einflussnahme auf die Wirtschaft im Vergleich zu liberaleren Ländern wie den USA oder Großbritannien.
Der französische Staat spielte stets eine aktive Rolle bei der Regulierung der Wirtschaft, der Förderung der Industrie und der Bereitstellung sozialer Sicherung. Hier gibt es eine lange Tradition des staatlichen Eigentums von Unternehmen in Schlüsselindustrien wie Energie, Transport und Telekommunikation.
Gleichzeitig gibt es in Frankreich auch liberale Strömungen, die auf wirtschaftliche Freiheit und Marktorientierung setzen. Insbesondere in den letzten Jahren haben Reformbemühungen stattgefunden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, Unternehmensgründungen zu fördern und die Arbeitsmärkte zu flexibilisieren. Augenscheinlich schafft es jetzt sogar, das traditionell wenig unternehmerfreundliche Frankreich Deutschland in diesem Ranking zu übertreffen.
Software & IT als wichtige Zielbranchen: US-Investoren bleiben umtriebig
Die beliebtesten Zielbranchen für Investoren sind Software, IT, Unternehmensdienstleistungen, Automotive, Transport oder Logistik. Relativ gesehen stieg die Anzahl der Investitionen bei Energieversorgungs- und Solar-Unternehmen besonders stark – auch angekurbelt von dem Ukraine-Krieg, der mangelnden Energiesicherheit und der Suche nach Alternativen.
Die meisten Investoren stammen aus den USA. Europaweit kündigten US-Investoren immerhin rund 1.240 Projekte an. Auch deutsche Investoren waren wieder sehr aktiv. Traditionell handelt es sich hierbei um die zweitgrößte Investorengruppe in Europa. Speziell in osteuropäischen Staaten investierten deutsche Unternehmen massiv.
Die Zahl der britischen Investoren mit Projekten in Europa nahm um rund 15 % am stärksten zu, während chinesische oder japanische Investoren ihre Aktivitäten deutlich zurückfuhren.
Darum wird Deutschland immer unbeliebter für Investoren
In Deutschland drücken steigende Kosten und Abgaben auf die Attraktivität für Unternehmen. Denn die Kostenseite führt in Deutschland auch und gerade in der Industriebranche zu einer Flucht von Unternehmen. Zugleich liegt man bei digitalen Innovationen und der Forschung & Entwicklung hinter anderen europäischen Standorten zurück. Dass die bürokratischen Verfahren in Deutschland langwierig sind, ist ebenfalls keine Neuigkeit.
Damit kämpft Deutschland nicht nur gegen andere europäische Standorte (beispielsweise Frankreich oder Osteuropa), sondern eben auch gegen die USA, die mit dem „Inflation Reduction Act“ die eigene Wettbewerbsfähigkeit massiv stärkte.
Globale Unternehmensumfrage: Deutschland wieder attraktiver
Schaut man sich eine von EY durchgeführte Umfrage bei globalen Unternehmen an, zeigt sich dennoch kein derart klares Bild. Denn Deutschland konnte demnach die Attraktivität wieder steigern. Im vergangenen Jahr stieg der Anteil von denjenigen Befragten, die Deutschland für einen Top-3-Standort in Europa hielten, auf 62 %.
Demnach habe man die aktuelle Energiekrise und Produktionsausfälle in Griff bekommen. Auch die Lieferketten haben sich beruhigt, sodass Investoren, tendenziell positiv in die Zukunft schauen.
Marktstrategen von EY sehen dennoch im Konsens wohl eher die Risiken überwiegen, die Europa zu einem fragilen Umfeld für Investoren machen:
„Europa ist derzeit ein schwieriges Pflaster für Investoren: Der Krieg in der Ukraine, sehr hohe Energiepreise, in vielen Ländern eine hohe Steuerbelastung und durchwachsene Konjunkturaussichten. Das ist keine attraktive Mischung. Andererseits achten Unternehmen vor dem Hintergrund der Erfahrungen, die sie in der Pandemie gemacht haben, verstärkt auf die Belastbarkeit ihrer Lieferketten und suchen nach regionalen Lösungen. Dieser Trend wird voraussichtlich zu weiteren Investitionen in Europa führen“
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