Streaming

Der Streaming-Markt hat das klassische Fernsehen in den letzten Jahren erheblich disruptiert. Mit führenden Anbietern wie Netflix und Disney+ hat sich das Sehverhalten der Verbraucher stark verändert. Die traditionellen TV-Sender stehen vor der gewaltigen Herausforderung, mit der steigenden Beliebtheit von Streaming-Plattformen Schritt zu halten.

Netflix war einer der Pioniere im Streaming-Bereich und hat mit seinem umfangreichen Katalog an Serien, Filmen und Eigenproduktionen eine treue Fangemeinde aufgebaut. Das Unternehmen hat das Konzept des “Binge-Watchings” populär gemacht, bei dem Zuschauer ganze Serienstaffeln in kurzer Zeit konsumieren und profitiert von der Position als First-Mover. Disney+ hat mit seinem umfangreichen Angebot an beliebten Marken wie Marvel, Star Wars und Disney-Klassikern ebenfalls großen Erfolg verzeichnet.

Der Wettbewerb im Streaming-Markt ist intensiv geworden, da immer mehr Anbieter in den Markt eintreten, darunter Amazon Prime, Hulu oder auch Apple TV+. Diese Anbieter kämpfen um Abonnenten und Inhalte, indem sie exklusive Serien und Filme produzieren.

Kürzlich meldeten sowohl Netflix als auch Walt Disney ihre Quartalszahlen. Während Netflix sparen muss (oder möchte), verliert Walt Disney Abonnenten im Streaming-Geschäft, kann dennoch den Umsatz steigern. Was müssen Anleger wissen?

Netflix will 300 Millionen $ sparen: Keine Entlassungen geplant

Nach der Veröffentlichung der Q1-Zahlen gab es bei Netflix zunächst deutlichen Verkaufsdruck. Dennoch konnte Netflix beim Gewinn pro Aktie mit 2,88 $ die Erwartungen leicht übertreffen. Zugleich gab es 1,75 Millionen mehr Abonnenten, womit sich Netflix weiterhin auf Wachstumskurs befindet. Dennoch war insbesondere der Ausblick für den Markt nicht zufriedenstellend. Denn der Konzern erwartet im Q2 sowohl Umsatz als auch Marge unter den Konsensschätzungen. Allerdings erholte sich die Aktie im Anschluss wieder schnell. Denn Netflix blickt in eine erfolgreiche Zukunft.

Nun wurde bekannt, dass das Unternehmen stark an der Kostenschraube drehen will. Insgesamt möchte man 300 Millionen $ einsparen. Mit einem neuen Kostenbewusstsein möchte Netflix mittelfristig die Rentabilität stärken. Schließlich nimmt der Wettbewerb zu. Dennoch hat das Unternehmen weder Einstellungsstopp noch Entlassungen geplant. Vielmehr sollen Ausgaben besser getrackt werden. Vorsicht ist geboten, kein strikter Sparkurs.

Kosten runter, Preise hoch: Netflix auf dem Weg zu attraktiven Gewinnmargen

In einem zunehmend umkämpften Marktumfeld scheint es der nachvollziehbare Weg, dass Netflix nunmehr auf die Kosten schaut. Denn eigentlich wollte man mit Änderungen beim Passwort-Sharing den Umsatz antreiben. Doch die genauen Auswirkungen sind ungewiss. Netflix braucht mehr Zeit und verschiebt die Pläne in die zweite Jahreshälfte. Ergo möchte man anderweitig Kosten einsparen, bevor das neue Password-Sharing möglicherweise Wachstumsimpulse setzt.

Der Plan scheint simpel. Netflix möchte sukzessive die Preise anheben, ohne die Kosten zu erhöhen. Im Gegensatz sollen die Kosten sogar sinken. Viel einfacher lassen sich steigende Margen kaum bewerkstelligen.

Fraglich bleibt bei zunehmender wirtschaftlicher Spannung, wie ausgeprägt die Konjunkturanfälligkeit des Geschäftsmodells bei Netflix ist. Doch die Chancen stehen nicht schlecht, dass man letztendlich auf den First-Mover und Marktführer Netflix setzt, wenn man statt drei Abos vielleicht nur noch eins bezahlen kann.

Denn das Ziel von Netflix ist im Shareholders-Letter klar formuliert:

“Unsere wichtigsten Finanzkennzahlen sind der Umsatz für das Wachstum und die operative Marge für die Rentabilität. Unsere langfristigen Finanzziele sind unverändert: ein zweistelliges Umsatzwachstum, eine höhere operative Marge und ein wachsender positiver freier Cashflow.”

Disney -Abos zweites Quartal in Folge rückläufig: Umsatz steigt dennoch

Während Netflix also bei den Abonnenten wieder auf dem Wachstumskurs zurückkehrte, entwickelte sich Disney+ zuletzt konträr. Denn insbesondere in Asien wendeten viele Nutzer dem Unternehmen den Rücken zu. Ergo gab es das zweite Quartal in Folge rückläufiger Nutzerzahlen, sodass diese Kennzahl um vier Millionen auf 157,8 Millionen sank. Erwartet wurde hier ein Plus auf 163 Millionen.

Dies ist jedoch nicht dem Kern-Angebot geschuldet, sondern liegt vielmehr in einem deutlichen Rückgang bei Disney+ hotstar begründet, wie sich der folgenden Grafik aus der Präsentation zu den Earnings entnehmen lässt. ­­

Disney+

Dennoch konnte Disney einen Umsatzanstieg verzeichnen. Denn Disney+ generierte pro Kunde 13 % mehr Umsatz, vornehmlich dank Preiserhöhungen. Statt Abo-Wachstum steigt der Umsatz. Mittelfristig dürfte dies für Anleger deutlich wichtiger sein. Im frühen Entwicklungsstadium scheint es für Walt Disney dennoch von elementarer Bedeutung, in einem umkämpften Markt weiterhin mehr Abos zu verkaufen.

„Die Verbesserung bei Disney+ ist auf höhere Abonnementumsätze und einen Rückgang der Marketingkosten zurückzuführen, die teilweise durch höhere Programm- und Produktionskosten und in geringerem Maße durch höhere Technologiekosten ausgeglichen wurden. Die höheren Abonnementumsätze sind auf das Abonnentenwachstum und die Erhöhung der Einzelhandelspreise zurückzuführen, die teilweise durch einen ungünstigen Wechselkurseinfluss ausgeglichen wurden. Der Anstieg der Programm- und Produktionskosten ist auf mehr Inhalte im Dienst zurückzuführen.“

Mehr Inhalt = mehr Wachstum? Gleichung gescheitert, Fokus auf Qualität & Werbung

Disney-CEO Bob Iger kündigte zugleich an, dass auch Walt Disney die Ausgaben für eigene Produktionen senken werde. Denn mit dem Markteintritt Ende 2019 habe man den Ansatz verfolgt, mit quantitativem Content möglichst viele Abonnenten zu gewinnen. Doch viel Inhalt bedeute eben nicht mehr Disney-Abos. Augenscheinlich wolle man jetzt den Fokus auf Qualität ausrichten, die wirklich Neukunden anzieht und mit einem werbefinanzierten Abo günstigere Preise offerieren. Denn das günstigere Werbe-Abo ist in den USA bereits Realität und soll auch noch 2023 in Europa zugänglich gemacht werden. Dem Vernehmen nach sieht Iger lukratives Potenzial bei dieser Art von Streaming-Angeboten.

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