Eine neue ifo-Umfrage bringt einen Hoffnungsschimmer für all diejenigen, die auf eine nachlassende Inflation spekulieren. Denn die Lieferengpässe der Einzelhändler bei Lebensmitteln gingen im März 2023 deutlich zurück, obgleich diese mit 77,7 % auf einem hohen Niveau verharren. Dennoch berichteten im Februar noch 85,7 % aller Unternehmen von einer Knappheit bei bestimmten Lebensmitteln. Somit geht das ifo-Institut davon aus, dass nachlassende Lieferprobleme und eine intakte Supply Chain im Laufe des Jahres die Teuerung verlangsamen, was sich wiederum positiv auf die Kerninflation auswirken würde.
„Die Zahl der Unternehmen, die von Lieferproblemen berichten, ist nach wie vor auf einem hohen Stand. Nachlassende Lieferprobleme dürften dazu beitragen, die Preisanstiege bei Lebensmitteln im weiteren Jahresverlauf zu verlangsamen“,
Lieferketten entspannen sich im Einzelhandel: Negative Entwicklung bei Automotive
Dennoch stellt sich die Entwicklung der Lieferketten different dar. Während im gesamten Einzelhandel der Rückgang von 53,5 % im Februar auf 49 % im März durch beachtlich war, fiel dieser bei den Lebensmitteleinzelhändlern von 85,7 % auf 77,7 % noch deutlicher aus. Demgegenüber gab es bei den Autohändlern eine umgekehrte Entwicklung. Denn hier berichteten mehr Autohändler von Lieferproblemen – 77,9 % im Vergleich zu 69,9 % im Februar. Ein Blick auf die nachfolgende Grafik zeigt, dass insbesondere die Bereiche Baumärkte, Spielwaren, Computer & Software, Bekleidung und Fahrräder nur marginal betroffen sind, während elektrische Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik, Lebensmittel und Kfz doch kräftig von Lieferkettenproblemen geplagt werden.
Lieferketten & Inflation: Wird alles noch schlimmer?
Gestörte Lieferketten führen zu Knappheit und steigenden Preisen für Waren und Dienstleistungen. Dies kann zu einer erhöhten Inflation führen, da die Unternehmen nun versuchen, ihre steigenden Kosten durch Preiserhöhungen auszugleichen. Wenn die Verbraucher nun dergestalt auf höhere Preise reagieren, dass sie weniger kaufen, schwächt sich die Nachfrage und möglicherweise die Inflation ab – der Markt regelt sich selbst.
Deutsche Unternehmen geraten aufgrund von Lieferketten-Engpässen zunehmend in Schwierigkeiten. Die Gründe für diese Engpässe sind vielfältig – zunächst waren es vornehmlich die Lockdowns in China, ein Mangel an Containern, fehlende LKW-Fahrer, Krankheitsausfälle durch die Pandemie sowie geopolitische Krisen, beispielsweise der Ukraine-Krieg. Diese Unterbrechungen der Lieferketten heizen die Inflation an.
Lieferketten-Engpässe belasten ergo die betroffenen Unternehmen, während gleichzeitig die Nachfrage aufgrund sinkender Kaufkraft und Konsumlaune abnimmt. Die Unterbrechungen der Lieferketten führen zu steigenden Preisen, die die ohnehin angespannte finanzielle Situation der Verbraucher verschärft. Die Kaufkraft sinkt noch weiter.
„Die Lebensmitteleinzelhändler spüren, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher infolge der starken Verteuerung von Nahrungsmitteln ihr Einkaufsverhalten verändert haben. In der Tendenz kaufen die Kunden weniger Lebensmittel und wählen diese werden auch preisbewusster aus“
Die Chancen stehen jedoch mittlerweile gut, dass das Schlimmste überstanden ist. Die Inflation dürfte im Laufe des Jahres weiter zurückkehren und sich im nächsten Jahr dem Zielniveau deutlich annähern – auch dank einer zunehmenden Entspannung der Lieferketten, die jedoch keine weiteren exogenen Schocks vertragen.