Amazon Aktien

Der Amazon-CEO Andy Jassy wendet sich im aktuellen Shareholder-Letter an die Investoren und wirft einen Blick auf die wohl herausforderndste Zeit in der Börsen-Geschichte des US-Unternehmens. Denn massive Entlassungen, schwächelndes Wachstum und steigende Kosten belasteten zuletzt das Geschäft von Amazon. Dennoch sieht Andy Jassy optimistisch in die Zukunft und identifiziert weiterhin attraktive Wachstumschancen im E-Commerce und dem Cloud Computing – mithin den wichtigsten Geschäftsfeldern der diversifizierten Internet-Holding, die in allerhand Geschäftssegmenten sprichwörtliche heiße Eisen im Feuer hat. Doch was gibt Andy Jassy im Shareholder-Letter an die Investoren weiter?

“Ich bin der festen Überzeugung, dass unsere besten Tage noch vor uns liegen, und ich freue mich darauf, mit meinen Teamkollegen bei Amazon daran zu arbeiten, dies zu erreichen.”

2022 eines der härtesten makroökonomischen Jahre für Amazon

Gleich zu Beginn seines zweiten Shareholder-Lettters verweist Andy Jassy auf das herausfordernde Umfeld, mit dem eben auch Amazon zu kämpfen hat. Denn die Resilienz der vergangenen Jahre schwächte sich ab. Amazon wurde mit operativen Herausforderungen konfrontiert und sucht weiterhin einen Weg, um Wachstum zu generieren und gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Mittlerweile machte man nach eigenen Angaben bereits Verbesserungen in den Investmententscheidungen und hat einen neuen Weg entwickelt, um positiv in die Zukunft zu schreiten. Nun müsse man den neuen Status quo annehmen und wie so oft in der Amazon-Historie Lösungen entwickeln.

„Der Wandel steht immer vor der Tür. Manchmal lädt man ihn proaktiv ein, und manchmal klopft er einfach an. Aber wenn man ihn kommen sieht, muss man ihn annehmen. Und die Unternehmen, die das über einen langen Zeitraum hinweg gut machen, sind in der Regel erfolgreich. Ich bin optimistisch, was unsere Zukunftsaussichten angeht, denn mir gefällt die Art und Weise, wie unser Team auf die Veränderungen reagiert, die wir vor uns sehen.“

Fokus auf das Wichtige: “back to the roots” bei Amazon

Die sprudelnden Gewinne und das scheinbar grenzenlose Wachstum der vergangenen Jahre waren verführerisch. Amazon investierte massiv in die Zukunft und diversifizierte das Geschäftsmodell. Doch augenscheinlich ging hier ein wenig der Fokus verloren, denn eine gewisse Konzentration ist für Unternehmen beileibe nichts Schlechtes. Ergo entschied man sich nun physische Geschäftskonzepte wie „Bookstores“ und „4 Star Stores“ zu stoppen und beendete die Entwicklung bei einigen neuen Geräten, die nicht in absehbarer Zeit bedeutsame ROIs generieren könnten. Zugleich gab es die harte Entscheidung, rund 27.000 Mitarbeiter zu entlassen. Kosteneffizienz ist das Mittel der Wahl – der Fokus soll zurück auf das wirklich Wichtige gerichtet werden, die Kunden.

„Wir haben in den letzten Monaten eine Reihe weiterer Änderungen vorgenommen, um unsere Gesamtkosten zu senken, und wie die meisten Führungsteams werden wir auch weiterhin die Entwicklungen in unserem Unternehmen bewerten und uns anpassen.“

Übrigens entschied man sich auch für eine Rückkehr zur alten Unternehmenskultur. Das Home-Office wurde weitgehend wieder abgeschafft.

Amazon-Mitarbeiter treffen sich wieder im Büro, da hier in der Vergangenheit frei nach Andy Jassy die besten Ideen entwickelt wurden.

„Zufällige Begegnungen helfen dabei, und davon gibt es persönlich mehr als virtuell. Es ist auch wesentlich einfacher, unsere Kultur zu lernen, zu modellieren, zu praktizieren und zu stärken, wenn wir die meiste Zeit zusammen im Büro sind und von unseren Kollegen umgeben sind. Innovation und unsere einzigartige Kultur waren in unseren ersten 29 Jahren als Unternehmen unglaublich wichtig, und ich gehe davon aus, dass dies auch in den nächsten 29 Jahren so sein wird.“

Cloud Computing noch früh in der Adoptionskurve: AWS trotz kurzfristigem Gegenwind langfristig ein Gamechanger

Die massive Korrektur im Aktienkurs ist auch der schwächelnden Umsatzentwicklung von AWS geschuldet. Denn Amazon Web Services zeigt sich für das Gros der Gewinne bei Amazon verantwortlich. Unternehmen sind in der aktuellen Phase weniger zu Investitionen bereit. Trotz 29 % Wachstum YoY in 2022 schwächelt die Umsatzentwicklung kurzfristig. Da man sich beim Cloud Computing noch in einem frühen Stadium der Adoptionskurve befindet und mittelfristig immer mehr Unternehmen ihre Rechenpower zu externen Cloud-Anbietern verlagern dürften, soll Amazon bei Amazon Web Services weiterhin kritisch darauf achten, was den Kunden am wichtigsten ist.

„Während dieser kurzfristige Gegenwind unsere Wachstumsrate abschwächt, gefallen uns viele der Grundlagen, die wir bei AWS sehen. Unsere Neukundenpipeline ist robust, ebenso wie unsere aktiven Migrationen. Viele Unternehmen nutzen diskontinuierliche Perioden wie diese, um einen Schritt zurückzutreten und zu bestimmen, was sie strategisch ändern wollen. Wir stellen fest, dass sich immer mehr Unternehmen gegen die Verwaltung ihrer eigenen Infrastruktur entscheiden und lieber zu AWS wechseln, um die Vorteile der Agilität, Innovation, Kosteneffizienz und Sicherheit zu nutzen.“

Aktionäre dürfen also auf eine erfolgreiche Zukunft hoffen. Dass Cloud Computing weiterhin starkes Wachstum generiert, soweit scheinen sich Experten einig. Als Markt- und Technologieführer dürfte Amazon signifikante Anteile dieses wachsenden Markts abgreifen, obgleich man mit Microsoft und Alphabet in der westlichen Welt die wohl härteste Konkurrenz hat.

Amazon Aktie vor Richtungsentscheid: Gelingt der nachhaltige Ausbruch?

Amazon Aktie

In den letzten fünf Tagen lief die Amazon Aktie weitgehend seitwärts. Im vergangenen Monat gab es hier Kursgewinne von rund 3 %. Für das Jahr 2023 steht mittlerweile eine Rendite von rund 15 % für die Amazon Aktie zu Buche, obgleich die Anteilsscheine in den letzten sechs Monaten um rund 20 % korrigierten. Nun nähert man sich einem wichtigen Widerstandslevel im Bereich 102-103 $. Zuletzt bot der MA50, der aktuell bei rund 98,50 $ verläuft, effektiv Unterstützung. Sollte dieser Support halten, könnten Aufwärtsimpulse bei konstruktivem Gesamtmarkt in der nächsten Woche den Sprung über den Widerstand schaffen. Die Chancen gibt es aktuell tendenziell auf der Long-Seite.