Der S&P 500 erholte sich mit 7,5 % im laufenden Jahr deutlich. Dennoch könnte die Erholung etwas kurzweilig sein. Analysten sehen zunehmend eine zu optimistische Entwicklung eingepreist. Dies nimmt nun der Head of Equity von der US-Bank Wells Fargo Chris Harvey zum Anlass, eine Korrektur zu prognostizieren. Denn in den nächsten drei bis sechs Monaten könnte hier eine Korrektur von rund 10 % anstehen, die den Benchmark-Index aus den USA auf rund 3.700 Punkte drückt. Damit könnte der S&P 500 erneut die Verlaufstiefs aus dem November testen. Dennoch geht man von einer soliden Entwicklung in 2023 aus. Das Jahresendziel bleibt bei 4.200 Punkten, sodass noch leichtes Upside-Potenzial im Vergleich zum aktuellen Kursniveau besteht. Ergo könnte es eine Achterbahnfahrt in diesem Jahr werden.
Crash-Gefahr: 10 % Korrektur im S&P 500
In den nächsten drei bis sechs Monaten könnte der S&P 500 aus verschiedenen Gründen korrigieren. Denn der Aktienmarkt ist der Entwicklung vorausgeeilt. Die wirtschaftlichen Bedingungen haben sich verschlechtert, die neuen Gewinnerwartungen drücken sich jedoch noch nicht vollständig in dem aktuellen Kursniveau aus. Die weiterhin aggressive Geldpolitik sowie eine potenzielle Ausweitung der Bankenkrise könnten die makroökonomische Lage schwächen. Zugleich dürfte mangels großen Spielraums die Konsumlaune weiter sinken.
“Unserer Ansicht nach wird der Abwärtstrend der Aktien durch die Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen angetrieben, die sich aus folgenden Faktoren ergeben: aggressive Geldpolitik, potenzielle Kapital-/Liquiditätsprobleme, die durch die Bankenkrise ausgelöst wurden, und ein Verbraucher, der zunehmend auf Kredite angewiesen ist, um seine Ausgaben aufrechtzuerhalten”
Zuletzt verlor die Erholungsrallye an Schwung. Denn vor der Berichtssaison steigt die Unsicherheit. Zugleich weiß man immer noch nicht, wie die Federal Reserve gefangen zwischen Bankenkrise und grassierender Inflation ihre Geldpolitik gestaltet.
“Wenn wir davon ausgehen, dass der Straffungszyklus der Fed im März endete (das ist immer noch ein Münzwurf), scheint sich die kurzfristige Erleichterungsrallye bereits in den Aktien widerzuspiegeln”
Mögliche Zinspause bereits eingepreist
Eine mögliche Zinspause, die durch die heutigen US-Inflationsdaten wahrscheinlicher werden könnte, sei demnach ebenfalls eingepreist. Die Märkte spekulieren schon seit geraumer Zeit auf eine Aussetzung der Zinsschritte und einem nahenden Pivot, obgleich Notenbanker weiterhin eine aggressive Straffung präferieren.
In ziemlich genau drei Wochen treffen sich die führenden Notenbanker des FOMC zu ihrer Mai-Sitzung. Aktuell gehen 70 % der Marktteilnehmer von einem Zinsschritt um 25 Basispunkte aus, weniger als 30 % halten eine Zinspause für möglich. Spannend dürfte es sein, wie sich die Erwartungen nach den US-Inflationsdaten verändern.
Wichtige US-Inflationsdaten: Short-Positionen werden ausgebaut
Vor den wichtigen US-Inflationsdaten positionieren sich übrigens immer mehr Hedgefonds auf fallende Kurse. Demnach sollen Hedgefonds ihre Short-Positionen auf den höchsten Stand seit November 2011 ausgebaut haben. Damals wurde übrigens die Bonität der USA herabgestuft. Zuletzt haben sich Marktteilnehmer vermehrt short positioniert. Dies dürfte nicht nur mit den heute gemeldeten Inflationsdaten zusammenhängen. Zweifelsfrei wird der CPI natürlich mit Argusaugen beobachtet. Doch am Freitag starten auch die US-Banken in die Berichtssaison und dürften mitunter deutlich schwächere Ergebnisse melden.