Rezession

 

In den vergangenen Monaten überraschte der US-Arbeitsmarkt mit einer außergewöhnlichen Robustheit. Die Arbeitsmarktberichte fielen regelmäßig heißer als erwartet aus. Der US-Arbeitsmarkt zeigte sich weitgehend resilient, trotz eines aggressiven Zinserhöhungszyklus. Doch Zinsschritte wirken nicht unmittelbar. Nun lassen sich nach dem jüngsten JOLTS-Report erste Abschwächungen beobachten. Seit rund zwei Jahren fällt die Anzahl der offenen Stellen in den USA erstmals unter 10 Millionen.

Endlich! Arbeitsmarkt kühlt langsam ab, offene Stellen unter 10 Millionen

Die Zahl der offenen Stellen in den USA ist im Februar unter die Marke von 10 Millionen gefallen, das erste Mal seit fast zwei Jahren (Mai 2021). Dies deutet darauf hin, dass sich der US-Arbeitsmarkt langsam abschwächt – dies dürfte der Federal Reserve gefallen. Laut dem Arbeitsministerium belief sich die Anzahl der verfügbaren Stellen auf insgesamt 9,93 Millionen, ein Rückgang um 632.000 gegenüber der Januar-Zahl. Grundsätzlich ein positives Signal, dass sich der überhitzte Arbeitsmarkt endlich etwas beruhigt.

Die Fed hob bereits neunmal die Zinsen an. Doch das Quantitative Tightening hatte bis dato kaum Auswirkungen auf die Beschäftigungslage. Das neue Verhältnis zwischen den offenen Stellen und den verfügbaren Arbeitskräften liegt bei 1,7:1.

Die Renditen der Staatsanleihen fielen nach der Veröffentlichung deutlich. Denn nun könnten die Fed ernsthaft über eine Zinspause nachdenken.

Zinspause wird wahrscheinlicher

Nach den gestrigen Arbeitsmarktdaten wurde die Zinspause wieder wahrscheinlicher. Nach dem CME-Tool „FedWatch“ sind aktuell 55 % der Marktteilnehmer der Auffassung, dass die Notenbank beim nächsten FOMC-Treffen für eine Pausierung der Zinserhöhungen stimmt. Neben den systemischen Risiken im Bankensektor dürfte eine erste Abschwächung des US-Arbeitsmarkts für diese Erwartungshaltung verantwortlich sein.

fed zinsen

Nichtsdestotrotz korrespondiert diese Auffassung nicht gänzlich mit den Aussagen der Notenbanker und Ökonomen, sowohl in den USA als auch in Europa. Wie gestern bereits berichtet, sprachen sich in einer neuen Erhebung des ifo-Instituts die Mehrheit der Ökonomen deutlich für weitere Zinserhöhungen aus.

 

Gestern äußerte sich auch Loretta Mester von der Federal Reserve Bank of Cleveland über die weitere Zinspolitik. https://www.cnbc.com/2023/04/05/federal-reserves-mester-says-rate-target-will-need-to-go-over-5percent.html Wenn man die Inflation wieder zum Zielniveau von 2 % bringen wolle, bräuchte man eine weiterhin aggressive Straffungspolitik mit einem Zielniveau von über 5 %.

„Wie stark der Leitzins ab jetzt erhöht werden muss und wie lange die Politik restriktiv bleiben muss, wird davon abhängen, wie stark die Inflation und die Inflationserwartungen sinken, und das wird davon abhängen, wie stark die Nachfrage nachlässt, wie die Probleme auf der Angebotsseite gelöst werden und wie stark der Preisdruck nachlässt.“

Das Plädoyer für weitere Zinserhöhungen basiert auf der Annahme eines resilienten US-Bankensystems. Denn der kurzfristige Stress habe bereits nachgelassen. Nun werde man die Auswirkungen kontinuierlich beobachten, um finanzielle Stabilität bei gleichzeitiger Inflationsbekämpfung zu gewährleisten.

US-Arbeitsmarktbericht am Karfreitag

Der bevorstehende Arbeitsmarktbericht, der in zwei Tagen am Karfreitag veröffentlicht wird, ist einer der wichtigsten Faktoren für den zukünftigen, geldpolitischen Kurs der Fed. Da jedoch die US-amerikanischen und deutschen Börsen am Karfreitag geschlossen bleiben, wird es eine erste Reaktion am Montag geben, wenn die Wall Street wieder öffnet. Dies erhöht das Risiko von Gewinnmitnahmen vor dem Osterwochenende.

Die Ergebnisse des Arbeitsmarktberichts werden von Experten mit Spannung erwartet. Die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze sowie die Arbeitslosenquote bleiben wichtige Indikatoren für die Notenbanker.

Arbeitsmarkt & Zinsen: Enger Zusammenhang & wichtige Indikatoren

Es existiert ein enger Zusammenhang zwischen dem Arbeitsmarkt und steigenden Zinsen, der auf verschiedenen wirtschaftlichen Faktoren basiert. Diverse Indikatoren sollen Anleger in 2023 somit kontinuierlich beobachten, da die immanenten Wechselwirkungen letztendlich aufgrund der starken Makro-Korrelation die Märkte bewegen.

Wenn die Arbeitslosigkeit niedrig ist, d.h. wenn es mehr Beschäftigungsmöglichkeiten gibt und weniger Menschen arbeitslos sind, steigt in der Regel die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen. Um die daraus resultierende Inflation zu kontrollieren, können die Zentralbanken die Zinssätze erhöhen, um die Kreditaufnahme zu erschweren und die Konsumnachfrage zu dämpfen. Dies verhindert ein Überhitzen der Wirtschaft und eine grassierende Inflation.

Wichtige Indikatoren für eine Bewertung der Lage in 2023, die den Zusammenhang zwischen Arbeitsmarkt und steigenden Zinsen widerspiegeln, sind die Folgenden:

Arbeitslosenquote: Die Arbeitslosenquote gibt den Prozentsatz der erwerbsfähigen Bevölkerung an, die arbeitslos ist. Aktuell verharrt diese auf einem rekordverdächtigen Tiefstand.

Lohnwachstum: Das Lohnwachstum zeigt an, wie schnell die Löhne wachsen. Hier schauen Experten genau hin, um die Risiken einer Lohn-Preis-Spirale zu evaluieren.

Beschäftigungswachstum: Das Beschäftigungswachstum gibt an, wie viele Arbeitsplätze in einer Volkswirtschaft geschaffen werden.