Mieten

Das Statistische Bundesamt hat sich erneut den Mieten in Deutschland gewidmet und die durchschnittliche Belastung für die Verbraucher aufgeschlüsselt. Während Lebensmittel & Energie immer teurer werden und die Inflation so manch einem Haushalt die komplette Kaufkraft zerstört, wenden deutsche Haushalte im Durchschnitt 2022 27,8 % des Einkommens für die Miete auf. Dabei zeigt sich jedoch eine überdurchschnittlich hohe Betroffenheit der Haushalte, die nach 2019 eingezogen sind. Rund 1,5 Millionen Haushalte in Deutschland gaben 2022 sogar mindestens die Hälfte des Einkommens für die Nettokaltmiete aus.

 

Die Mietbelastung ist ein wichtiger Indikator für die finanzielle Belastbarkeit der Haushalte. Diese gibt Auskunft darüber, wie viel Prozent des verfügbaren Einkommens für Mietzahlungen aufgewendet werden müssen. Eine hohe Mietbelastung kann bedeuten, dass ein Haushalt finanziell überfordert ist und möglicherweise Schwierigkeiten hat, seine Grundbedürfnisse zu decken oder das Verschuldungsrisiko sukzessive steigt. Als naturgemäß wichtiger, aber ebenso limitierter, Indikator kann die Mietbelastung einen Überblick über die finanzielle Lage eines Haushalts geben. Dennoch ist es wichtig, diese Information im Kontext anderer Faktoren zu betrachten und individuelle Situationen zu berücksichtigen.

27,8 % des Einkommens für die Bruttokaltmiete: Teilweise über 50 % Belastung

Im Jahr 2022 mussten die 19,9 Millionen Hauptmieterhaushalte in Deutschland durchschnittlich 27,8 % ihres Einkommens für die Miete aufwenden. Diese Mietbelastungsquote gibt an, welcher Anteil der Bruttokaltmiete (die Nettokaltmiete plus die verbrauchsunabhängigen Betriebskosten) vom Haushaltsnettoeinkommen aufgebraucht wird. Die Informationen stammen aus dem „Zusatzprogramm Wohnen“. Die Daten basieren auf den Angaben der Befragten zum Mikrozensus. Vergleiche mit früheren Jahren sind daher nur begrenzt möglich, erstmalig wurde 2020 eine derartige Erhebung durchgeführt, sodass die Entwicklung im historischen Vergleich kaum Aussagekraft hat.

Die Mietbelastung eines Haushalts gibt an, wie viel Prozent des Haushaltsnettoeinkommens für die Bruttokaltmiete ausgegeben werden müssen. Um einen Vergleich zwischen den Haushalten zu ermöglichen, wird dieser Indikator ohne verbrauchsabhängige, sehr stark variierende, Bestandteile der Miete berechnet.

Im Jahr 2022 hatten etwa 1,5 Millionen Mieterhaushalte in Deutschland eine Mietbelastung von 50 % oder mehr. Zusätzlich wendeten rund 1,6 Millionen Mieterhaushalte zwischen 40 % und 50 % ihres Haushaltseinkommens für die Bruttokaltmiete auf. Daraus ergibt sich ein kumulierter Anteil der Bevölkerung von 16 %, der eine Mietbelastung von mehr als 40 % trägt.

Einpersonenhaushalte besonders stark betroffen

Im Durchschnitt betrug die Mietbelastungsquote für Einpersonenhaushalte im Jahr 2022 knapp ein Drittel (32,7 %) ihres Einkommens, während Haushalte mit zwei Personen weniger als ein Viertel (22,8 %) für die Miete aufwenden mussten. Dies liegt naturgemäß daran, dass Einpersonenhaushalte oft höhere Wohnkosten pro Person haben und weniger Einkommen zur Verfügung haben als Haushalte mit mehreren Personen. Das Teilen der Wohnung mit einer weiteren Person ist nicht nur gesellschaftlich, sondern vergrößert auch den finanziellen Spielraum.

Starke Unterschiede zwischen Klein- und Großstadt

Im Jahr 2022 war die durchschnittliche Mietbelastungsquote in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern mit 28,9 % höher als in den Kleinstädten mit bis zu 20.000 Einwohnern. Hier lag die Quote lediglich bei 25,9 %. Hingegen war die Belastung der Haushalte in mittelgroßen Städten mit einer Einwohnerzahl zwischen 20.000 und 100.000 im Bereich der durchschnittlichen Werte. Denn diese Haushalte zahlten im Schnitt 27,6 % ihres Einkommens für die Bruttokaltmiete.

Die Mietbelastung in Großstädten ist dabei traditioneller höher als in kleineren Städten oder ländlichen Gebieten, aufgrund des begrenzten Wohnraums und der hohen Nachfrage. Dies führt zu höheren Mietpreisen, die oft einen größeren Anteil des Einkommens der Mieter in Anspruch nehmen.

Wer später einzieht, zahlt mehr

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts war die Mietbelastungsquote bei den rund 6,6 Millionen Haushalten, die ihre Wohnung erst 2019 oder später angemietet haben, mit 29,5 % um 2,7 Prozent höher als bei den 2,7 Millionen Haushalten, die ihren Mietvertrag bereits vor 1999 abgeschlossen haben (26,8 %). Um die Entwicklung der Mieten zu verstehen, muss das Jahr des Einzugs zwangsläufig berücksichtigt werden. Mieter, die 2019 oder später eingezogen sind, zahlen, unabhängig von der Einwohnerzahl der Wohngemeinde, überdurchschnittlich hohe Mieten. Daraus resultiert dann wiederum eine im Vergleich hohe Mietbelastungsquote.