Arbeitsmarkt

Laut einer Umfrage des ifo-Instituts in Zusammenarbeit mit den Job-Plattformen Indeed und Glassdoor benötigen 37,5 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland im Durchschnitt drei bis vier Monate, um eine vakante Stelle mit einer Fachkraft zu besetzen. Dies zeigt, dass es für Unternehmen immer schwieriger wird, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, zu gewinnen und auch zu halten. Ein schockierendes Ergebnis, das den Fachkräftemangel erneut offenlegt. Dieser verschärft sich und bedarf einer differenzierten Herangehensweise, um die deutschen Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten.

Im Zeitraum vom 29. September bis zum 24. Oktober wurden 554 Personalverantwortliche aus diversen Branchen befragt. Die Umfrage wurde online vom ifo-Institut durchgeführt.

Suche nach Fachkräften aufwendig wie nie

Die Zeit, die Unternehmen benötigen, um offene Stellen mit Fachkräften zu besetzen, ist ein deutlicher Hinweis auf den Fachkräftemangel. Die Ergebnisse der ifo-Umfrage zeigen, dass 37,5 Prozent der befragten Personalleiter im Durchschnitt drei bis vier Monate benötigen, um eine geeignete Arbeitskraft zu finden. Allerdings gibt es auch Unternehmen, die innerhalb von nur einem bis zwei Monaten oder sogar innerhalb der ersten vier Wochen erfolgreich sind. Die Personalsuche stellt sich unterschiedlich dar, dennoch ist der Konsens eindeutig. Für viele Unternehmen ist es eine zunehmend große Herausforderung, qualifiziertes Personal zu finden.

Ifo-Institut sieht „Vielfalt“ als Gamechanger

Unternehmen setzen augenscheinlich verstärkt darauf, vielfältigere Belegschaften zu kreieren. Beispielsweise sollen die Stellenanzeigen entsprechend formuliert werden und zugleich wird die Ansprache der Bewerber gezielt gewählt. Wer nicht auf Vielfalt achtet, besetzt die Stellen nur zu einem Anteil von 32,2 Prozent innerhalb von zwei Monaten.

Vor dem Hintergrund politischer Forderungen nach mehr Diversität wird Vielfalt augenscheinlich in den Unternehmen immer wichtiger, ganz gleich, aus welcher Intention. Die Befragten benannten als Vorteile der Vielfalt unter anderem eine menschliche Bereicherung und eine schnellere Stellenbesetzung, was insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels von zentraler Bedeutung ist.

Fraglich bleibt jedoch, ob das ifo Institut wirklich einen kausalen Zusammenhang zwischen Vielfalt und mehr Erfolg bei der Stellensuche konstruieren kann. Denn möglicherweise haben die Unternehmen auch andere Vorzüge, warum sie ihre Stellen schneller besetzen und mehr Erfolg bei der Fachkräftesuche haben.

Der Fachkräftemangel in Deutschland: Verlieren wir Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit?

In Deutschland herrscht seit einigen Jahren ein Fachkräftemangel, vornehmlich in Branchen wie dem IT-Sektor, dem Handwerk und der Pflege. Die Gründe dafür sind vielfältig, unter anderem spielt die demografische Entwicklung eine bedeutende Rolle. Die Politik versucht mit verschiedenen Maßnahmen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, zum Beispiel durch die Förderung von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie die erleichterte Zuwanderung von Fachkräften. Bis dato jedoch mit mäßigem Erfolg.

Die demografischen Veränderungen und die zunehmend alternde Bevölkerung stellen das größte Risiko für den Arbeitsmarkt in Deutschland dar. Die aktuelle Altersstruktur bedeutet, dass in Zukunft deutlich weniger erwerbsfähige Personen zur Verfügung stehen werden. Ohne Zuwanderung von außen und einer stagnierenden Erwerbsquote könnten bis 2035 bis zu sieben Millionen Menschen weniger als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Diese Entwicklung wäre besonders drastisch.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, gibt es verschiedene Lösungsansätze. Eine Möglichkeit ist es, die Arbeitszeit zu erhöhen und damit die Produktivität in den Unternehmen zu steigern. Allerdings kann dies negative Auswirkungen auf die Work-Life-Balance der Beschäftigten haben. Zugleich könnte man die Produktivität durch den Einsatz moderner Technologien und Prozesse steigern. Eine weitere Maßnahme wäre die Förderung von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen. Schließlich könnte eine erleichterte Zuwanderung von (qualifizierten!) Fachkräften aus dem Ausland dazu beitragen, diese Entwicklung zu stoppen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Gut möglich, dass Unternehmen schon bald ein halbes Jahr oder länger für die Personalsuche benötigen. Dieser Herausforderung könnte durch gezielte Maßnahmen entgegengewirkt werden.