Die Anzahl der M&A Deals ist in einem herausfordernden Umfeld in der deutschen Startup-Szene im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Dabei wurden insgesamt zwei Drittel aller verkauften Startups von Investoren aus dem Ausland gekauft. Trotz eines schwierigen Marktumfelds stieg auch die Anzahl der Einhörner in Deutschland. Nach Informationen von Ernst & Young (EY) steht die deutsche Startup-Szene dabei gesund dar. Zwar sind Sparmaßnahmen erforderlich. Dennoch stieg die Zahl der Übernahmen an und Jungunternehmen rückten dabei insbesondere ins Interesse von ausländischen Investoren.
Zwei Drittel aller Deals von ausländischen Investoren: Europäisches Ausland überholt USA
Internationale Unternehmen zeigen sich an deutschen Startups aus der Technologie-Welt interessiert. Obgleich allgemein der Trend von Firmenübernahmen zurückging, stieg die Anzahl der Übernahmen bei den Startups von 171 in 2021 auf 203 im vergangenen Jahr. Hier wurde der höchste Wert seit dem Beginn der Erhebung erreicht.
Unternehmen zeigen sich interessierter denn je an neuen Startups. Dabei stammten zwei Drittel der Investoren aus dem Ausland, obgleich sich hier ein spannender Wandel abzeichnet. Denn mittlerweile haben Käufer aus dem europäischen Ausland die USA überholt. Unterrepräsentiert bleibt weiterhin Asien.
Thematisch lag der Fokus erneut auf dem Megatrend Digitalisierung. Denn von über 200 Transaktionen wurden rund ein Drittel im Bereich Software & Analytics abgewickelt, während weitere 15 % dem E-Commerce entstammen.
Herausforderndes Umfeld für deutsche Startups
„2022 war ein herausforderndes Jahr, nicht nur für die Start-ups, sondern auch für die Wirtschaft insgesamt. Zinswende, Konjunktureintrübung, das Auslaufen von Pandemieeffekten – dies alles führte dazu, dass Bewertungen nach unten korrigiert wurden und Profitabilität stärker in den Vordergrund rückte.“
Infolgedessen entschieden sich die Unternehmen nicht für Börsengänge. Denn die Aktien wachstumsstarker Unternehmen wurden bei steigenden Zinsen deutlich niedriger vom Markt bewertet. Wer dennoch kein frisches Kapital erhalten konnte, avancierte zum Kandidaten für eine Übernahme. Obgleich viele Startups mangels Alternativen die Übernahme durchgewunken haben (oder sogar mussten), zeugt dies nach Thomas Prüver, Partner bei EY, von einer intakten deutschen Startup-Szene.
„Ein deutliches Zeichen, wie wettbewerbsfähig hiesige Start-ups und ihre Ideen und Geschäftsmodelle im internationalen Vergleich sind. Gleichzeitig aber auch ein Alarmzeichen an die Politik, da damit viel Innovationspotenzial aus Deutschland abfließt“
Daraus resultiert für Unternehmen ein neuer Fokus auf Profitabilität, wie auch am Aktienmarkt. Denn viele Startups mussten signifikante Sparmaßnahmen umsetzen und insbesondere ihre Personalkosten reduzieren. Die meisten Unternehmen entließen Mitarbeiter, vergleichbar wie bei den Tech-Konzernen in den USA, wenn man an Meta, Microsoft oder Amazon denkt.
„Finanzinvestoren haben im Jahr 2022 mehr und in der Regel bereits profitable Unternehmen gekauft, da niedrigere Bewertungen zahlreiche Jungunternehmen zu attraktiven Übernahmekandidaten machten. Die Gesamtgemengelage erhöhte die Chancen für Finanzinvestoren langfristig Wertsteigerungen zu generieren.“
Anzahl der Einhörner steigt: 25 Startups mit Milliardenbewertung
Bei einem Einhorn handelt es sich um ein Startup, deren Wert vor einem Börsengang auf mindestens eine Milliarde $ geschätzt wird.
Die Zahl der deutschen Unternehmen mit einer Milliardenbewertung stieg im vergangenen Jahr auf 25 Einhörner. Während einige Unternehmen wie Gorillas nach einer Übernahme oder GetYourGuide aufgrund der zehnjährigen Geschichte nicht mehr der Definition entsprechen, kamen weitere Unternehmen hinzu. Trotz der eingetrübten Bedingungen und des herausfordernden Umfeldes wollen Jungunternehmen weiterhin innovative Geschäftsmodelle umsetzen, beispielsweise in den neuen Megatrends KI oder Analytics.
Übrigens gibt es in der statistischen Erfassung deutliche Unterschiede. Statista gab Mitte des Jahres 2022 die Anzahl der Einhörner in Deutschland mit 36 an. Führende Länder sind weiterhin die USA, China und auch Indien.
Einhörner im Jahr 2022 nach Ländern
USA | 625 |
China | 312 |
Indien | 68 |
Vereinigtes Königreich | 46 |
Deutschland | 36 |
Israel | 24 |
Frankreich | 23 |
Kanada | 21 |