Klimawandel

Die Europäische Zentralbank (EZB) führte 2022 ihren Klima-Stresstest durch, um ökonomische Auswirkungen der globalen Erderwärmung zu eruieren. Während die US-Amerikaner in vielen Dingen Europa einen Schritt voraus sind, sieht es hier different aus. Die US-Notenbank Federal Reserve forderte nun die amerikanischen Banken auf, ihrerseits einen Klima-Stresstest durchzuführen. Bis zum Ende des Jahres möchte man Ergebnisse erhalten, um das Finanzsystem auf die mit dem Klimawandel verbundenen Herausforderungen vorzubereiten.

Kein Stresstest im ursprünglichen Sinne: Massive Informationen von größten US-Banken gefordert

Die Notenbanker der Federal Reserve haben einen Leitfaden auf 52 Seiten entwickelt, der nun von den größten US-Banken beantwortet werden soll. Bis zum 31. Juli haben die Citigroup, Goldman Sachs, Wells Fargo, Morgan Stanley und die Bank of America Zeit, ihre Antworten einzureichen. Im Anschluss möchte die Fed die Antworten evaluieren und Ende 2023 eine zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse veröffentlichen.

Damit handelt es sich bei der Fed-Anfrage um keinen herkömmlichen Stresstest, den Banken einmal pro Jahr durchführen müssen. Hier wird genauer untersucht, ob die Banken bei einem wirtschaftlichen Schock ausreichend Reserven haben, um Nachfrage zu decken und Verluste zu kompensieren.

 

Federal Reserve blickt auf Klimawandel: Geldpolitische Relevanz oder geht die US-Notenbank zu weit?

In den letzten Wochen mehrten sich Diskussionen über die Verantwortung der Fed im Hinblick der globalen Erderwärmung. Während die Mehrheit der Notenbanker und auch Politiker keine klimapolitische Verantwortung bei der Fed sehen, forderten insbesondere Demokraten ein gezieltes Vorgehen der Fed bei der Umschichtung von Kapital in ESG-Assets. Die Wahrheit dürfte irgendwo dazwischen liegen.

“The Fed has narrow, but important, responsibilities regarding climate-related financial risks – to ensure that banks understand and manage their material risks, including the financial risks from climate change,” (Michael S. Barr – Federal Reserve)

Denn zweifelsfrei kann der Klimawandel als gigantische Herausforderung des 21. Jahrhunderts seinerseits auch Auswirkungen auf die Finanz- und Preisstabilität haben. Insoweit scheint es verständlich und nachvollziehbar, dass man Informationen anfordert, um potenzielle Auswirkungen zu eruieren. Dann kann die Federal Reserve Anreize leisten, damit die Banken auch die finanziellen Risiken der globalen Erderwärmung erkennen und ein diesbezügliches Verständnis entwickeln. Die themenspezifische Risikoanalyse für den Klimawandel im Finanzwesen dürfte somit zweifelsfrei vom gesetzlichen Auftrag der Fed gedeckt sein. Darüber hinaus sollte sich die Fed von politischen Themen fernhalten, die Bekämpfung der Inflation ist gerade in 2023 das relevante Thema.

Verbesserungspotenzial bei Banken: EZB-Stresstest sieht Nachholbedarf

In der Europäischen Union hat die EZB bereits 2022 einen Klima-Stresstest durchgeführt, an welchem insgesamt über 100 Banken beteiligt waren. Aus Deutschland nahmen die Deutsche Bank oder Commerzbank an dem EZB-Test bei. Diese kamen zum Ergebnis, dass es bei ungünstigem Verlauf Verluste von mindestens 70 Milliarden Euro für die europäische Finanzbranche geben würde. Insoweit seien viele Banken im EU-Währungsraum noch nicht vorbereitet und müssen verstärkt eine Steuerung der Klimarisiken in ihre Unternehmenspolitik einbeziehen.