Die Einzelhandelsumsätze erreichten in Deutschland 2022 ein nominales Rekordhoch und stiegen im Vergleich zu 2021 um 8,2 %. Grund dafür ist die grassierende Inflation. Wenn man die reale Entwicklung, also preisbereinigt, betrachtet, zeigt sich ein Rückgang von 0,3 % auf Jahressicht. Die hohen Preissteigerungen trieben die Einzelhandelsumsätze nominal nach oben, nachdem bereits 2021 ein Rekordumsatz nach Daten des Statistischen Bundesamts erreicht werden konnte.
Weihnachtsgeschäft bringt Erholung: Großer Konsumeinbruch bleibt vorerst aus
Mit einem realen Rückgang von 0,3 % im vergangenen Jahr hielt sich der Einzelhandel erstaunlich gut für die makroökonomische Situation. Im Weihnachtsgeschäft erholten sich die Umsätze. Im November gab es sogar ein reales Umsatzplus von 1,1 % im Vergleich zum Vorjahr und übertraf die Erwartungen der Ökonomen. Trotz explodierender Energiepreise und schlechterer Stimmung gab es keinen heftigen Konsumeinbruch. Da sich die Menschen zunehmend an die Krise gewöhnen, könnte die Rezession milde verlaufen und der reale Einzelhandelsumsatz eher stagnieren statt einbrechen.
Der #Einzelhandel in Deutschland erzielte 2022 real voraussichtlich 0,3 % weniger #Umsatz als im Rekord-Jahr 2021. Nominal lag der Umsatz um 8,2 % höher. Internet- und Versandhandel verzeichneten nach dem Corona-Jahr 2021 deutliche Umsatzrückgänge. Mehr: https://t.co/J1JAIAlcKy pic.twitter.com/verSsXQf1W
— Statistisches Bundesamt (@destatis) January 6, 2023
Einzelhändler blicken besorgt auf 2023
Sofern man die Preiserhöhungen herausrechnet, sank der Umsatz im deutschen Einzelhandel in 2022. Die Verantwortlichen blicken sorgenvoll auf die weitere Entwicklung. Nach einer Trendumfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) rechnen die meisten Händler nicht mit einer Erholung in 2023. Der Ukraine-Krieg und eine mögliche Rezession bringen eine große Unsicherheit in den deutschen Einzelhandel. Anschaffungen, die im täglichen Leben nicht zwingend notwendig sind, dürften weiterhin zurückgehen. Erst recht, wenn man bedenkt, dass mögliche Rücklagen aktuell vorrangig noch für das Reisen aufgewendet werden. Die Reisebranche könnte sich demnach aktuell solider darstellen als andere eher zyklische Einzelhändler.
HDE-Konsumbarometer erholt sich auf niedrigem Niveau
Der Handelsverband Deutschland HDE hat mit dem Konsumbarometer einen Indikator entwickelt, der monatlich die Stimmung in deutschen Haushalten abbildet. Dafür werden repräsentativ 1600 Personen hinsichtlich der Anschaffungs- und Sparneigung sowie finanziellen Situation befragt. Damit soll das Konsumbarometer einen Indikator für den privaten Konsum abbilden. Es geht nicht um den Status quo, sondern den Konsum in den kommenden drei Monaten.
Zum Ende des Jahres konnte sich das HDE-Konsumbarometer wieder leicht erholen, nachdem im Oktober bei 84,14 ein Verlaufstief für 2022 erreicht wurde. Mittlerweile notiert das Barometer wieder auf 87,8.
Wird der E-Commerce 2023 der Gewinner?
Der Einzelhandel steht in Deutschland vor einem schwierigen Jahr. Viele Unternehmen wollen Standorte aufgeben, dies wird den Leerstand in den deutschen Innenstädten vergrößern. Zur Steigerung der Attraktivität trägt dies nicht bei. Seit Beginn der Pandemie wurden in Deutschland wohl über 40.000 Geschäfte geschlossen.
Die Inflation und der Kostendruck statuieren schwierige Rahmenbedingungen für die Unternehmen. Hier könnten sich Kostenvorteile des E-Commerce besonders positiv auswirken, sodass der Onlinehandel möglicherweise in 2023 wieder zum Gewinner wird.
Doch im Jahr 2022 kämpfte der Versand- und Interneteinzelhandel mit signifikanten Problemen. Das Umsatzminus betrug 8,1 % bei realer Betrachtung und war auch nominal mit 3,2 % rückläufig.