Das deutsche ifo Institut meldete kürzlich eine Entspannung in der deutschen Industrie. Während im November noch 59,4 % der befragten Firmen eine Materialknappheit beklagten, sank die Anzahl auf 50,7 % im Dezember 2022. Demnach erwarte man „eine Auflösung der Engpässe (…) in vielen Branchen“. Mit einer ausreichenden Verfügbarkeit von Material könnte zumindest ein Faktor beseitigt werden, der rezessive Auswirkungen hätte.
Die #Materialknappheit in der #Industrie hat sich merklich entspannt. Im Dezember berichteten darüber 50,7% der befragten Firmen, nach 59,3% im November. #ifoUmfrage @KlausWohlrabe https://t.co/hugZOxiBUu pic.twitter.com/8RifCGhl5z
— ifo Institut (@ifo_Institut) January 3, 2023
Branchenübergreifender Rückgang der Materialknappheit
Der Anteil der befragten Firmen, die unter Materialknappheit leiden, ging dabei branchenübergreifend zurück. Dennoch liegen die Werte immer noch über dem langfristigen Mittelwert. Besonders heikel sieht es demnach im Maschinenbau und der Automotive-Branche aus, wo rund 75 % der Befragten von den Problemen berichten. Besser läuft es beispielsweise bei der Metallerzeugung und dem Papiergewerbe – hier kämpfen weniger als 20 % mit einer Materialknappheit.
Covid-19-Pandemie in China als Risikofaktor
Die Corona-Welle in China gilt weiterhin als Risikofaktor, da die europäische und deutsche Wirtschaft in weiten Teilen von der Versorgung mit chinesischen Rohstoffen abhängig ist. Ohne die Materialien aus dem Reich der Mitte fehlt es schnell an Alternativen. Seit 2016 ist die chinesische Wirtschaft der wichtigste Handelspartner für Deutschland, über ein Zehntel der Importe stammen aus China.
Sollte die Corona-Pandemie zu weiteren Lockdowns und Störungen in der Lieferkette führen, könnte die Entspannung lediglich temporär sein. Eine wieder anziehende Materialknappheit wäre die Folge.
Weniger Engpässe auch der schwächelnden Makroökonomie geschuldet
Ein Rückgang der Firmen mit Materialknappheit ist jedoch nicht nur dem Umstand geschuldet, dass wieder mehr Rohstoffe zu vertretbaren Preisen erhältlich sind. Vielmehr handelt es sich auch um eine logische Schlussfolgerung durch die nachlassende Konjunktur. In vielen Ländern wird 2023 eine Rezession erwartet. Stornierte, reduzierte oder zumindest verschobene Aufträge sind die Folge. Wenn die Nachfrage jedoch sinkt, braucht es weniger Material, woraus weniger Sorgen für die betroffenen Unternehmen resultieren.
Die Materialknappheit ist nichts Neues
Ein Materialmangel ist in der Industrie altbekannt, obgleich die Corona-Krise durch Störungen der Lieferkette ein neues Level bedingte. Die zyklische Entwicklung der Konjunktur führt auch zu einer variablen Materialknappheit, die sich grundsätzlich über Preismechanismen des freien Markts regeln lässt. Schnelle, dynamische Entwicklungen können jedoch zu Materialknappheit führen, sodass Unternehmen trotz eigentlich ausreichender Auftragslage die Produktion nicht vollständig durchlaufen lassen können. Der mittelfristige Ausgleich von Angebot und Nachfrage kann in kurzfristigen Übertreibungen derartige Phänomene bedingen.