E-Commerce-Aktien traf es an der Börse im laufenden Jahr besonders hart. Nach einem Corona-Boom flacht das Wachstum im Onlinehandel ab. Demgegenüber haben es traditionelle Einzelhandelsunternehmen, die vorrangig Basiskonsumgüter kaufen eigentlich einfacher, da die Nachfrage weniger zyklisch verläuft. Dennoch rechnet der CEO von Walmart, dem größten Einzelhändler in den USA, mit einer anhaltenden Inflation und einem daraus resultierenden nachlassenden Konsum in 2023. Die Antwort auf diese Entwicklung dürfte auf den ersten Blick ein wenig verwundern. Denn Walmart möchte mit mehr Technologie die aktuellen Herausforderungen meistern.
Walmart stellt sich auf Inflation und Konsumrückgang ein
Walmart-CEO Doug McMillon sieht die hohe Inflation und einen drohenden Rückgang beim Konsum als signifikante Herausforderungen, die der größte Einzelhändler in den USA im nächsten Jahr meistern muss. Dabei stelle man sich auf veränderte wirtschaftliche Bedingungen ein. Insbesondere auch bei dem Verkauf von Lebensmitteln, die über 55 % des Umsatzes von Walmart ausmachen. Man wolle differenziert agieren, um die Bestände für die einzelnen Lebensmittel an Nachfrage und Inflation auszurichten.
How Walmart CEO Doug McMillon is managing for more inflation and consumer slowdown into 2023 https://t.co/unOlZFCrD8
— CNBC International (@CNBCi) December 15, 2022
Schließlich seien unterschiedliche Lebensmittelgruppen anders betroffen. Im Jahresvergleich stiegen die Lebensmittelpreise um 10,5 %, obgleich beispielsweise Obst und Gemüse relativ stabil bleiben. Insbesondere Verbrauchsgüter und trockene Lebensmittel kämpfen jedoch mit einer hohen Teuerung. Nach Informationen von Walmart-CEO McMillon gibt es seitens der Lieferanten keinerlei Anhaltspunkte, dass die Preise zeitnah wieder zurückgehen werden.
“Wir denken, dass die Inflation bei uns noch eine Weile anhalten wird, bei Medikamenten, Lebensmitteln und Verbrauchsgütern.”
VPI offenbart sinkende Inflation, Einzelhandelsumsätze stark rückläufig
Unterschiedliche Signale gab es für Walmart in der laufenden Woche aus makroökonomischer Perspektive. Während der VPI (in den USA als CPI bekannt) stärker als erwartet fiel, sah es bei den Einzelhandelsumsätzen anders aus. Einerseits kühlt die Inflation langsam ab, erste Basiseffekte werden hier auf Jahressicht sichtbar. Andererseits brachen die Einzelhandelsumsätze auf Monatssicht ein. Diese gelten als wichtiger Indikator für die Verbraucherausgaben in den USA und spiegeln die Konsumfreude wider. Schwache Einzelhandelsumsätze sind insoweit ein Indikator für einen Wirtschaftsabschwung und treffen primär Einzelhändler. Anstelle des erwarteten Rückgangs von Oktober auf November um 0,1 %, sanken die Einzelhandelsumsätze um 0,6 %.
Innovative Technologie für die Intralogistik
Trotz aktueller Herausforderungen sieht auch der Walmart-CEO keine ernstzunehmende Alternative im Hinblick auf eine fortschreitende Technologisierung, um die Planung zu optimieren und Kosten zu reduzieren. Neue Technologie soll in der Lage sein, die Bestände adäquat und umgehend an die Nachfrage auszurichten und auch das E-Commerce-Geschäft anzukurbeln. Gerade in Krisenzeiten möchte man sich augenscheinlich zukunftsorientiert aufstellen. Beispielsweise eröffnet Walmart sogenannte Fulfillment-Zentren der Next Generation. Dabei handelt es sich um KI-basierte Technologien, die die Auftragsabwicklung in der Logistik automatisiert verrichten können.
“Mit Technologie ist heute so vieles möglich, sei es die Art und Weise, wie wir Daten nutzen, wie wir intelligentere Algorithmen einsetzen oder wie wir die Automatisierung in unserer Lieferkette einsetzen.“
Walmart pulled off one of the greatest transformations in retail. Morgan Stanley speaks with CEO, Doug McMillon, about his vision for future growth. Watch the full episode at https://t.co/F4puMPZFw8. pic.twitter.com/jE4GUm80ae
— Morgan Stanley (@MorganStanley) December 7, 2022
Walmart setzt bereits länger auf Online-Handel
Dass Walmart als US-amerikanisches Traditionsunternehmen mit Gründung im Jahr 1962 zukunftsorientiert agiert und auch durchaus eine gewisse Technologie-Offenheit besitzt, ist nichts Neues. Denn Walmart.com entwickelt sich seit über fünf Jahren zu einer spannenden Plattform, die auch anderen Händlern offensteht. Dabei setzt man auf eine Premium-fokussierte Strategie und hat Partnerschaften mit etablierten Marken geschlossen. Zwischen 2014 und 2020 konnte man beim Wachstum als Online-Marktplatz sogar Amazon übertreffen.
Zugleich entwickelte man mit Walmart+ ein Pendant zu Amazon Prime und akquirierte E-Commerce-Unternehmen wie Jet.com oder Flipkart, um auch noch weitgehend unerschlossene Märkte zu durchdringen. Jedes Jahr wurden zuletzt rund 10 Milliarden $ in Technologie, E-Commerce und globale Expansion investiert. Dies dürfte dafür sorgen, dass Walmart aus der aktuellen Krise gestärkt hervorgeht.