Aktien heute

Anhaltende Inflation, Energiekrise, weiter steigende Zinsen und das wachsende Risiko einer harten Rezession – das Jahr 2023 dürfte ähnlich schwierig starten, wie das Börsenjahr 2022 endet. Während Anleger deutlich pessimistisch auf das kommende Jahr blicken, prognostizieren einige der führenden Vermögensverwalter zweistellige Kursgewinne für den breiten Aktienmarkt in 2023. Andere Analysten sind jedoch bearischer unterwegs und tendieren zu einem eher unveränderten Jahresabschluss, obgleich die Zwischenzeit von volatilen Kursentwicklungen geprägt sein dürfte. Eine Bloomberg-News-Umfrage sieht dennoch die Bullen in der Überzahl. Demnach erwarten 71 % der Befragten steigende Aktienkurse, während nur 19 % weitere Korrekturen befürworten.

Im folgenden Artikel werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Erkenntnisse aus der Umfrage, die unter Beteiligung von 134 Fondsmanagern zwischen dem 29.11 und 07.12 durchgeführt wurde. Übrigens lagen die Befragten letztes Jahr schon gar nicht so verkehrt, als man einen aggressiven Straffungszyklus der Notenbanken als größte Gefahr für den Aktienmarkt sah. Derweil wurde der US-Leitzins auf 3,75 % angehoben, der S&P 500 notiert auf Jahressicht rund 18 % im Minus.

Durchschnittliche Rendite von 10 % erwartet: Aktienrallye vornehmlich im zweiten Halbjahr

71 % der Befragten gehen von einem steigenden Aktienmarkt aus. Im Durchschnitt erwarten die Fondsmanager eine Rendite von rund 10 % und somit leicht zweistellige Zuwächse nach dem Bärenmarkt 2022. Damit tendieren die Experten risikoavers in Richtung der langfristigen Rendite des MSCI All Country World Index. Einen Aufschwung wie beispielsweise 2009 nach der großen Finanzkrise um rund 30 % erwarte man im kommenden Jahr noch nicht. Zugleich sehen die Fondsmanager die größere Wahrscheinlichkeit, dass die Gewinne am Aktienmarkt erst im zweiten Halbjahr entstehen. Favorisiert werden defensive Aktien, die nicht allzu sehr von der Konjunktur abhängig sind.

Bloomberg Aktien 2023

Risiken für Aktien in 2023: Stagflation als größte Gefahr

Wenn man die Fondsmanager nach den Risiken für das kommende Jahr befragt, ist die Antwort eindeutig. Rund die Hälfte der Teilnehmer sehen eine hohe Inflation bzw. tiefe Rezession als gefährlich für die Assetklasse Aktien – die sogenannte Stagflation. Sollten wir in 2023 also eben die Kombination aus beiden Risikofaktoren sehen, könnte sich die moderat bullische Prognose schnell in Luft auflösen. Ebenfalls Erwähnung finden – jedoch deutlich untergewichtet – eine Eskalation im Ukraine-Krieg, eine Verschärfung des geopolitischen Konflikts mit China oder ein Krypto-Crash.

Beste Aktien 2023: Fondsmanager sehen Turnaround-Potenzial bei Technologie- und China-Aktien

Die steigenden Zinsen belasteten insbesondere Technologie-Aktien, die mit einem höheren Wachstum oftmals auch deutlich ambitionierter bewertet waren. Nach einem Drawdown, der deutlich stärker als im Gesamtmarkt ausfiel, könnten sich Investoren 2023 wieder dem Tech-Sektor zuwenden. Denn die Bewertungen sind mittlerweile vergleichsweise günstig, die Anleihenrenditen werden im kommenden Jahr voraussichtlich sinken und Erholungspotenzial für Aktien freisetzen. Allerdings verweisen die Fondsmanager zugleich auf die Notwendigkeit eines selektiven Stock-Pickings. Tech-Aktien könnten sich erholen, eine breit angelegte Wachstumsrallye wie 2020/2021 dürfte es jedoch nicht geben. Vorzugsweise investiere man in Unternehmen mit etabliertem Geschäftsmodell und starker Bilanz.

Bereits in den vergangenen Wochen performten chinesische Aktien ihre US-Pendants aus. Die Re-Opening-Wette hat begonnen, Zero-Covid steht vor dem Ende. Rund 60 % der Anleger sind optimistisch für chinesische Aktien, die deutlich unter ihrem Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre bewertet sind. Nichtsdestotrotz entscheiden sich einige Fondsmanager weiterhin gegen China-Aktien und verweisen auf politische respektive regulatorische Unsicherheit im Reich der Mitte.

Bloomberg China Aktien

Wie entwickeln sich Aktien 2023?

Zu viel Unsicherheit existiert aktuell, um eine valide Kursprognose zu wagen. Dies offenbaren bereits die massiven Diskrepanzen zwischen den Antworten der Analysten. Während die Wall Street Strategen überwiegend bearisch einen weiteren Crash prognostizierten, dürften in Wahrheit die ersten Monate 2023 schwierig werden.

Maßgeblich für die Entwicklung der Aktienmärkte sind die Fragen, ob eine sanfte Landung der US-Ökonomie gelingt und die Fed alsbald ihre aggressive Straffung der Geldpolitik beendet. Die von Bloomberg befragten Fondsmanager sehen das kommende Jahr überwiegend optimistisch. Auch 2023 dürfte es keine Lösung sein, nicht in Aktien zu investieren.