Bärenmarkt

Aktuell sieht es alles so aus, als könnten die Aktienmärkte Ende November fester notieren. Der S&P 500 notiert auf Monatssicht rund 2,2 % im Plus. Die Aussichten sind zumindest so gefestigt, dass der amerikanische Leitindex das Kursplus in den Monat Dezember retten dürfte. Dennoch bleibt das Minus auf Jahressicht deutlich – -17 % beim S&P 500. Obgleich es im Monat Dezember eine weitere Erholungsbewegung geben könnte, bleibt die Ungewissheit groß. Schafft die US-Wirtschaft 2023 eine weiche Landung oder droht doch eine harte Rezession? Morgan Stanleys Analyst Mike Wilson sieht Aktien ebenfalls kurzfristig weiterhin gefährdet. Demnach könnte es im frühen Jahr 2023 eine zweistellige Korrektur am breiten Aktienmarkt geben.

Deutliches Korrekturpotenzial Anfang 2023: 3000 bis 3400 Punkte im S&P 500

Kritisch sieht Mike Wilson die ersten Monate des kommenden Jahres, in denen ein zweistelliger Dip des S&P 500 wahrscheinliche Option sei. Demnach erwarte er den S&P 500 zwischen 3000 und 3300 Punkte im ersten Drittel des Jahres. Damit würde der Bärenmarkt fortschreiten und ein weiteres Tief markieren. Bis jetzt erreichte der S&P 500 das 52-Wochen-Tief Mitte Oktober bei etwas unter 3500 Punkten.

Warum fallen Aktien wieder? Unternehmensergebnisse als Ursache für branchenübergreifende Korrektur

Das größte Risiko liegt dabei in der operativen Entwicklung der Unternehmen begründet, die mittel- bis langfristig für die Entwicklung der Aktienkurse fernab von spekulativen Schwankungen verantwortlich ist. Die amerikanischen Unternehmen dürften ihre Gewinnprognosen nach unten korrigieren. Dies bringe Aktien dann direkt in Bedrängnis.

Übrigens macht Mike Wilson keinen besonders stark gefährdeten Bereich für die marktbreite Korrektur aus. Vielmehr dürften größere Unternehmen ihre Stabilität einbüßen und besonders stark korrigieren. Ob es dann die Technologiebranche, die Konsumgüter oder die Industrie ist, bleibt dahingestellt. Denn die aktuelle Rallye bei vielen Aktien liege nur in einer Umschichtung von Kapital begründet.

Keine Gewinne bis Ende 2023

Zugleich ist Mike Wilson auch für das kommende Börsenjahr überaus skeptisch, ob sich Aktien als Assetklasse kurzfristig rentieren. Zwar dürfte es volatile Bewegungen geben, die für kurzfristige Trader massive Gewinnchancen bieten. Dennoch legte der Marktstrategie der US-Bank für Ende 2023 das Kursziel von 3900 Punkten beim S&P 500 fest – ungefähr das Niveau, auf welchem wir uns aktuell bewegen. Langweilig dürfte es dennoch für Börsianer im kommenden Jahr kaum werden. Erstens kann Mike Wilson selbstredend falsch liegen, zweitens prognostiziert er einen „wilden Ritt“.

“That’s where we actually think there’s significant downside. So, while 3,900 sounds like a really boring six months. No… it’s going to be a wild ride.”

Ein schlechter Zeitpunkt, um Aktien zu verkaufen

Obgleich Mike Wilson die hohe Wahrscheinlichkeit eines deutlichen Absturzes Anfang 2023 in seine Prognose einbezieht, wehrt er sich gegen die Schlussfolgerung, dass man nun doch besser seine Aktien verkaufen solle. Vielmehr könnte der Dezember weiterhin solide verlaufen, erst im Januar oder Februar 2023 bestehe ein deutlich gestiegenes Risiko. In den nächsten Wochen könnte der Rückenwind viele Aktien nach oben treiben. Anleger haben somit die Möglichkeit, die taktische Rallye zum Einstieg zu nutzen und kurzfristig Gewinne zu erzielen. Wer den Markt aktiver handelt, sollte weitere Indikatoren verwenden und möglicherweise Anfang 2023 die Cashquote erhöhen, wenn man die Einschätzung von Mike Wilson teilt.

Doch langfristige Anleger sind sowieso gut beraten, derartige Korrekturen einfach auszusitzen. Das Market-Timing birgt Gefahren, der günstige und gerne auch zeitlich verzögerte Einstieg demgegenüber gigantische Chancen für langfristige Investoren.