Ryanair

 

Ryanair übertrifft mit den heute gemeldeten Quartalszahlen die Erwartungen der Analysten beim Umsatz und Gewinn. Im Zuge der Quartalszahlen äußerte sich der CEO von Ryanair Michael O’Leary auch zu den kurzfristigen Aussichten für das Airline-Geschäft, das er als fragil bezeichnet. Zugleich dürften die steigenden Zinsen in den nächsten Jahren zu einer massiven Konsolidierung in der Luftfahrbranche führen, aus welcher Ryanair in Europa als einzige Low-Cost-Airline hervorgeht.

Starkes Halbjahr bei Ryanair: Billig-Airline verdient mehr Geld als je zuvor

Die Weltwirtschaft stagniert, Ryanairs Geschäft boomt. So ähnlich könnte man das letzte Halbjahr zusammenfassen, dessen Zahlen Ryanair nun bekannt gab. Denn in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres bei Ryanair konnte man einen Gewinn von 1,37 Milliarden $ erzielen – so viel Geld verdiente Ryanair in der zweifelsfrei erfolgreichen Geschichte noch nie.

Ungewisser Ausblick: Winter-Saison könnte fragil werden

Dennoch schaut auch der Ryanair-CEO etwas skeptischer in die Zukunft. Denn der Winter könnte 2022/2023 „fragil“ werden. Schließlich gebe es makroökonomische Belastungsfaktoren. Zugleich sei die Unsicherheit weiterhin vorhanden. Im vergangenen Jahr habe die Omikron-Variante das Weihnachtsgeschäft erschwert, dann kam rund um Ostern die russische Invasion in die Ukraine.

“We’ve been waiting for demand to tighten up but we’ve not seen it yet — but there is a fragility there“

Fokus auf Schuldentilgung in 2023: Ryanair will schuldenfrei werden

Jetzt möchte man den Fokus auf das nächste Jahr richten und hier mit einem weiterhin boomenden operativen Geschäft 1,6 Milliarden $ aus Anleihen zurückzahlen, um nach dem Ende der Corona-Pandemie die Bilanz wieder vollkommen schuldenfrei zu gestalten. In der mittelfristigen Zukunft sollen 225 Millionen Passagiere in 2026 befördert werden. Mit der starken Bilanz habe man bei Ryanair die besten Voraussetzungen, um sämtliche Wachstumspotenziale zu realisieren.

“Our focus over the next year is the repayment of $1.6bn of maturing bonds while returning our balance sheet to a broadly zero net debt position”

Kostenvorteile bei Ryanair: Wachstum in Rezession

Zwar sei man sich bewusst, dass die Sorge vor einer Rezession und Inflation von über 10 % auch das Airline-Geschäft belaste. Dennoch sieht man sich bei Ryanair hervorragend gewappnet, um weiterhin zu wachsen. Schließlich werden die Konsumenten nicht aufhören zu fliegen, sondern vielmehr preisbewusster konsumieren. Hier könne man als Low-Cost-Airline – übrigens die Führende in Europa – Marktanteile gewinnen. CEO O’Leary vergleicht Ryanair dabei mit Aldi, Ikea oder Lidl, die dank Preisführerschaft besonders stark in einer Rezession profitieren.

“The real barrier to entry to Europe in the next four to five years is going to be ‘can you compete with Ryanair at £9.99?’ and if you can’t, then don’t try,”

Marktkonsolidierung steht bevor: Europas Airline-Markt wird sich wandeln

Auch die deutsche Airline Lufthansa konnte zuletzt mit ihren Quartalszahlen überzeugen und die Erwartungen der Analysten deutlich schlagen. Das Sommergeschäft lief hervorragend, post Corona reisen die Menschen wieder gerne und buchen trotz steigender Preise ihre Flugtickets. Dennoch prognostiziert der Ryanair-CEO ein sich wandelndes Marktumfeld in den nächsten Jahren. Denn die europäische Luftfahrtsbranche dürfte in einigen Jahren in Europa different aussehen.

O’Leary erwartet durch steigende Zinsbelastungen in den nächsten vier bis fünf Jahren eine finanzielle Konsolidierung des Marktes, die viele Airlines nicht überleben werden. Im Low-Cost-Geschäft werde es nur noch eine große Airline geben – nämlich Ryanair. Das steigende Kostenbewusstsein mache den Preis zum ausschlaggebenden Faktor im ökonomischen „Survival of the fittest“ oder doch eher „Survival of the cheapest“.