US Arbeitsmarkt

Die Arbeitsmarktdaten aus den USA sind aktuell ein zweischneidiges Schwert. Während einerseits ein robuster Arbeitsmarkt die Angst vor einer Rezession mindert und den Konsumenten trotz grassierender Inflation ein wenig Kaufkraft bewahrt, fürchten Anleger andererseits die Reaktion der Fed. Denn diese könnte aggressiv hawkisch agieren und die Zinsen weiterhin schnell zur Bekämpfung der Teuerung erhöhen, da die Konjunktur weiterhin zufriedenstellend verläuft.

US-Unternehmen weiterhin stark, Arbeitslosenrate steigt

Im Oktober gab es erneut deutlich mehr Stellen in den USA als erwartet. Insgesamt kamen außerhalb der Landwirtschaft 261.000 Stellen hinzu, obgleich Analysten lediglich knapp 200.000 erwarteten. Zugleich korrigierte das Labor Department die Zahlen für den Monat September nach oben. Hier wurden endgültig 315.000 neue Jobs geschaffen. Die neuen Stellen stammen dabei aus verschiedenen Branchen, wie beispielsweise Gesundheitsversorgung, Business-Services oder Industrie.

Trotz eines negativen Ausblicks auf die Konjunktur in 2023, der hohen Inflation und den stark steigenden Zinsen bleibt der US-Arbeitsmarkt robust. Obgleich die Entlassungen zunehmend ansteigen – wohl auch bei Elon Musk und Twitter – befinden sich diese auf einem historischen Tief.

Wie reagiert die Fed auf die Arbeitsmarktdaten? Der nächste Fed Zinsentscheid

Die aktuellen Arbeitsmarktdaten offenbaren für die US-amerikanische Notenbank Fed ein differentes Bild. Während die Beschäftigung in den USA stärker wächst und (anstelle von erwarteten 200.000 Jobs) 261.000 neue Stellen bereithält, steigt die Arbeitslosenquote um 0,2 % auf nunmehr 3,7 %. Damit befindet sich die Arbeitslosigkeit immer noch auf einem niedrigen Niveau, obgleich die Erwartungen diesbezüglich übertroffen wurden. Im Auftrag der US-Notenbank sind die Preisstabilität und Vollbeschäftigung als Ziele verankert – hier muss die Fed einen Mittelweg finden.

Am 14. Dezember 2022 gibt es die letzte Fed-Sitzung des Jahres. Anleger spekulieren aktuell auf einen kleineren Zinsschritt in Höhe von 50 Basispunkten, nachdem die Fed zuletzt die Zinsen regelmäßig um 0,75 % bis aktuell auf 4 % erhöhte. Während gestern sogar noch ein kleiner Anteil der Marktteilnehmer (rund 6 %) auf einen Zinsschritt von 25 Basispunkte spekulierte, scheint diese Option nun ausgeschlossen – zu robust ist der US-Arbeitsmarkt. Demgegenüber erwartet die Mehrheit (56,8 %) aktuell eine Zinserhöhung von 50 Basispunkten, während 43,2 % erneut eine hawkische Zinserhöhung in Höhe von 0,75 % erwarten.

Fed Zinsen Dezember

Die Fed wäre dennoch gut beraten, die Geschwindigkeit bei der Straffung der Geldpolitik zu drosseln. Denn die Auswirkungen kommen zeitlich verzögert. Auch BlackRock Manager Jeffrey Rosenberg verweist in einem Bloomberg-Interview auf Zeit, die es für eine Abkühlung der Inflation schlichtweg benötige.

„We’re seeing just the glimmers of what the Fed hopes to see in terms of their tightening this year, but it’s going to take some time”

Q3-Gewinnanstieg der S&P 500 Unternehmen um 4,3 % erwartet

Zugleich gibt es neue Daten vom Finanzmarktdaten-Anbieter Refinitiv, der die aktuelle Berichtssaison untersucht hat. Auch hier zeigt sich ein durchaus solides Bild, wenn auch mit gewissen Makeln. Bis dato konnten 71,3 % der Unternehmen bei den gemeldeten Zahlen die Erwartungen der Analysten übertreffen, obgleich diese zugegebenermaßen im Hinblick auf die makroökonomischen Belastungsfaktoren stark gesenkt wurden.

Dabei dürften die Gewinne im letzten Quartal durchschnittlich um rund 4,3 % im Vergleich zum Vorjahr steigen – die S&P 500 Unternehmen wachsen augenscheinlich weiter. Dennoch offenbart ein Blick in die einzelnen Branchen ein differentes Bild. Zwar sollen 6 der 11 Index-Sektoren ihr Ergebnis im Vergleich zu 2021 durchschnittlich verbessern. Allerdings ist das Gesamtwachstum vornehmlich dem Energie-Sektor geschuldet. Sofern man diesen herausrechnet, wäre ein Gewinnrückgang von über 3 % zu verzeichnen.