Nach dem massiven Verlust der chinesischen Aktien im Monat Oktober, indem die chinesischen Indizes mitunter ein 10-Jahres-Tief erreichten, startet der November etwas freundlicher. Zweifelsfrei sollte man die leichte Erholung nicht überbewerten. Bis dato handelt es sich charttechnisch nur um eine leichte Gegenbewegung, in einem signifikant ausgeprägten Abwärtstrend. Dennoch sind die der Kursrallye zugrundeliegenden fundamentalen Gerüchte spannend. Wenn sich diese bewahrheiten, könnte nämlich einer der größten Belastungsfaktoren für die chinesische Wirtschaft schwinden – die Zero-Covid-Politik. In den sozialen Medien kursierte demnach am gestrigen Dienstag eine Notiz über Pläne, im März 2023 die strengen Covid-Vorschriften zu lockern.
Hang Seng Tech jumped 7.8% and the #China Yuan strengthened as speculation mounted that policymakers are making preparations to gradually exit the stringent Covid Zero policy that’s been the biggest bugbear for investors. pic.twitter.com/UG89wAHckl
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) November 1, 2022
Null-Covid-Politik belastet chinesische Wirtschaft: Chinas BIP wächst dennoch wieder
In den vergangenen Wochen berichteten wir auf Business2Community bereits mehrfach über aktuelle Konjunkturdaten aus China. Im dritten Quartal 2022 betrug das BIP-Wachstum 3,9 % und lag damit nach offizieller Lesart über den Erwartungen. Die chinesische Wirtschaft wächst somit wieder, blieb jedoch deutlich hinter der formulierten Zielrate von mittelfristig 5,5 % zurück.
Ein stetiger Belastungsfaktor blieb die Zero-Covid-Politik. Denn bei neuen Covid-19-Infektionen gibt es drastische Einschränkungen. Beispiel Shanghai: Treten hier neue Infektionen auf, kommt es zu einem massiven Lockdown, der nicht erst einmal die Lieferketten aufgrund des wirtschaftlich bedeutenden Shanghaier Hafens belastete oder in Teslas Gigafactory für Produktionsstillstände sorgte.
Kommunistische Partei Chinas sieht Null-Covid als alternativlos – bis jetzt …
Doch auf dem unlängst abgehaltenen Parteitag bekräftigten die chinesischen Machthaber abermals ihren Kampf gegen Covid-19, der sich so grundlegend von dem Rest der Welt unterscheidet. Während man anderswo lernt, mit dem Virus zu leben, heißt es in China immer noch Lockdown und Abschottung. Dies könnte sich nun jedoch ändern, wenn man einer in den sozialen Netzwerken kursierenden Notiz Glauben schenkt. Darauf basierend spekulieren immer mehr Anleger, dass es schon bald zu einem Ende von Null-Covid kommen könnte.
Heard that “Reopening Committee” has been formed & led by Wang Huning, Politburo Standing Member. The Committee is reviewing COVID data from US/HK/SG to assess various reopening scenarios, target 03/2023 reopen.
HK finally rebounded 3%, A-shares +1%. $EWH $KWEB $FXI $PGJ https://t.co/ZgN2EYqUzH
— Hao HONG 洪灝, CFA (@HAOHONG_CFA) November 1, 2022
Demnach wurde ein Mitglied des chinesischen Politbüros beauftragt, einen Ausschuss zur Wiedereröffnung zu bilden. Dieser soll aus fünf Mitgliedern bestehen und verschiedene Szenarien hinsichtlich einer Eröffnung der chinesischen Wirtschaft evaluieren, um diese dann bereits im März 2023 umzusetzen. Zwar würden auch anschließend noch signifikante Risiken für chinesische Aktien bestehen – die Volkswirtschaft im Reich der Mitte könnte jedoch eine entscheidende Fessel ablegen, um das eigene Wachstum wieder anzutreiben.
Stark gefallene Technologie-Aktien führen Erholungsrallye an
Zum Start in den Monat November schloss der Hang Seng Index letztendlich mit über 5 % im Plus. Demgegenüber konnte der Hang Seng Tech Index sogar mit 7,8 % seinen besten Tag seit April erleben. Angeführt wurde die Erholung von den in Hongkong notierten Technologiewerten, die vorher stark fallen gelassen wurden. So konnte Tencent gestern um fast 10 % steigen, bei JD.com beliefen sich die Kursgewinne immerhin auf 6 %. Auch heute konnten sich die Aktien auf diesem Niveau stabilisieren und machen Hoffnung auf einen freundlichen November für China-Aktien.