Aktuell notiert Gold in US-Dollar knapp 10 % tiefer als noch vor einem Jahr. Damit konnte das Krisenmetall dem Ruf als sicheren Hafen (noch) nicht gerecht werden. Nachdem zum Jahresbeginn noch ein erster Aufwärtstrend etabliert wurde, gab es im März die Trendwende. Seitdem befindet sich der Goldkurs in einem signifikanten Abwärtstrend. Die starken Zinserhöhungen und der US-Dollar belasten Gold.
Nachdem der Ausbruch aus dem Trend kürzlich gescheitert war, werden kurzfristig neue Tiefstände in diesem Zyklus möglich. Die Kursmarke von 1640 $ wurde zuletzt bereits unterschritten. Zwar konnte sich der Goldkurs in einer Gegenbewegung zurückkämpfen. Nun braucht es jedoch erstmal eine erfolgreiche Bodenbildung rund um das Jahrestief bei 1614 $, damit Gold kurzfristig wieder positiver wahrgenommen wird.
Hohe Rendite der US-Treasury und starker US-Dollar belasten
Mit einer fokussierten und aggressiv hawkischen Zinspolitik geht die US-Notenbank Fed im Jahr 2022 voran und hat die Leitzinsen in den Vereinigten Staaten von Amerika deutlich stärker angehoben als in der Eurozone. Damit wolle man der hohen Inflation Herr werden. Die Fed sieht die starke Straffung der Geldpolitik aktuell als alternativlos an. Während die EZB eher zögerlich agiert und insbesondere einen Blick auf die stark verschuldeten EU-Länder wirft, hat es die Fed zweifelsfrei leichter. Aktuell treten die durchaus beträchtlichen, geldpolitischen Nachteile einer differenten Währungsunion hervor. Die unterschiedliche Zinspolitik trieb den Euro im laufenden Jahr bereits unter die US-Parität. Der Euro erreichte einen neuen Tiefstand im Vergleich zum US-Dollar.
Der starke US-Dollar ist jedoch zugleich Belastungsfaktor für den Goldkurs, da ausländische Investoren aktuell für das in US-Dollar gehandelte Gold mehr Gegenwert ihrer eigenen Währung aufbringen müssen. Zugleich werden US-Staatsanleihen zunehmend attraktiver. Da Gold keine Zinsen abwirft, tendieren sicherheitsorientierte Investoren zunehmend zu Treasury – zulasten des Goldkurses.
Hoffnungsschimmer für Gold-Investoren: Signifikante Outperformance in Rezession
Die Mehrheit der Experten erwartet für das kommende Jahr eine tiefgreifende Rezession – in den USA, Deutschland und den meisten anderen Ländern. Sofern die Rezession Wirklichkeit wird, könnte der Goldpreis eine starke Erholung bringen. Seit dem Wegfall des Goldstandards im Jahr 1971 gab es insgesamt sieben Rezessionen in den USA. Wenn man die Performance von Gold für einen 2-Jahres-Zeitraum (ein Jahr vor offiziellem Eintritt der Rezession und ein Jahr danach) betrachtet, gibt es eine erhebliche Outperformance zum breit gestreuten S&P 500. Gold konnte durchschnittlich eine um 50 % bessere Performance erzielen.
Während Gold zwar als Krisenmetall und Inflationshedge aktuell keine positive Performance bringt und erst recht nicht die anhaltend hohe Teuerungsrate kompensieren kann, sieht es bei einem Vergleich zum S&P 500 schon besser aus. Während Gold in den vergangenen 365 Tagen um weniger als 10 % einbüßte, fiel der S&P 500 um 17,5 %. Trotz aller Unkenrufe wären Investoren in dieser Zeit bereits besser mit Gold gefahren, bei einer rein sachlichen Betrachtung.
Zinsen im Blick: Wie reagieren Fed und EZB?
Zuletzt wurden Stimmen aus den USA laut, dass die Fed ihre Zinspolitik etwas zurückfahren könnte. Zwar werde am 02. November erneut ein Zinsschritt von 75 Basispunkten erwartet – aktuell von 95 % der Marktteilnehmer.
Für die nächste Fed-Sitzung im Dezember geht die leichte Mehrheit aktuell jedoch nur noch von 50 Basispunkten aus:
Eine Verlangsamung der Zinsanpassungen könnte bei gleichzeitig aggressiver Straffung der Geldpolitik durch die EZB für eine temporäre Stärke des Euro im Vergleich zum US-Dollar sorgen. Dies würde auch dem Goldkurs guttun.
Silver benefited most (up 6.23% intraday) from the statements that pivoted the 10y bond yield.
a decade of higher inflation expectations combined with yield control will make Gold & Silver the next bubble.
Onboard. pic.twitter.com/9qk2NqsfBj
— Gold Ventures (@TheLastDegree) October 22, 2022