Nachdem die Inflationsrate im August unerwartet auf 9,9 % fiel, gab es nun wieder die Trendwende. Der Verbraucherpreisindex für UK stieg erneut auf 10,1 % und notiert damit wieder auf dem Juli-Niveau. Die kurzfristige Erholung stellt sich als nicht nachhaltig dar. Vielmehr könnte der VIP im Oktober weiter steigen. Zugleich übertraf der VPI die Erwartungen der Analysten um rund 0,1 %. Erneut waren Energie & Lebensmittel die Preistreiber, die ein Abschwächen der Inflation unmöglich machen. Dazu kommen in den UK wirtschaftliche Unsicherheit sowie Diskussionen um die Zukunft von Premierministerin Liz Truss. Die Lage ist verzwickt – die Bank of England muss jetzt reagieren.
Back into double-digit: #UK CPI #Inflation just came in at 10.1% for September, somewhat higher than the consensus forecast.
Food and energy prices continued to be notable drivers of the country's cost of living pressures at a time when the economy is slipping into #recession.
— Mohamed A. El-Erian (@elerianm) October 19, 2022
Im Handel GBP/USD gibt das britische Pfund nach den neuen Inflationsdaten erneut leicht nach und notiert aktuell bei 1,129 $.
Bank of England: Werden Anleiheverkäufe verschoben?
An den britischen Finanzmärkten gab es zuletzt einige Turbulenzen. Jetzt berichtete die Financial Times von einer möglichen Verschiebung der Anleihenverkäufe der Bank of England (BoE), die eigentlich am 31. Oktober mit dem Start der Verkäufe beginnen wolle. Die politische Unsicherheit und mangelnde Planbarkeit machen eine Verzögerung bei den Anleihenverkäufen dringend notwendig. Bereits vor rund einem Monat wollte man eigentlich mit den Verkäufen beginnen. Nach einem neuen Wachstumsplan von Liz Truss gab es jedoch signifikante Verwerfungen am Markt, die mit neuen Anleihenkäufen beruhigt wurden.
Ursprünglich wollte die BoE Anleihen aus ihrem eigenen Bestand verkaufen, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Dabei wolle man Anleihen dergestalt abstoßen, wie es die Fed bereits seit Juni unternimmt. Durch Anleihenkäufe seit der Finanzkrise 2008 sind die Bilanzen der Notenbanken in den vergangenen Jahren stark angeschwollen. Übrigens bestritt die Bank of England eine Verzögerung. Vielmehr wolle man planmäßig mit dem Quantitative Tightening (das Pendant zum bekannten Quantative Easing) beginnen.
NEW@bankofengland says it WILL proceed with “quantitative tightening” – selling back some of the bonds it bought over the past decade or so – on Nov 1.
Interesting. Didn’t think they’d push on with this so quickly.
Will be interesting to see market reaction tomo… pic.twitter.com/HK0cAcll1X— Ed Conway (@EdConwaySky) October 18, 2022
Die meisten Notenbanken, Fed oder EZB, sehen jedoch Zinserhöhungen als das wirksamste Instrument und konzentrieren sich auf eine stetige Erhöhung des Leitzinses, um die Inflationsrate in den Griff zu bekommen.
Voller Fokus auf wirtschaftliche Stabilität
Nach den neuen UK-Inflationsdaten äußerte sich der Finanzminister Jeremy Hunt unmittelbar zum weiteren Vorgehen der Politik. Dabei müsse man gezielter Hilfsbedürftige unterstützen, die von der starken Inflation übermäßig betroffen sind. Zeitgleich wolle man ökonomische Stabilität und mittelfristiges Wachstum in den Vordergrund stellen.
“this government will prioritize help for the most vulnerable while delivering wider economic stability and driving long-term growth that will help everyone.”
Regierungskrise in London: Politische Unsicherheit verschärft Situation
Liz Truss wendete sich am Dienstag an die Bevölkerung und bat um Entschuldigung für ihre Fehler. Dennoch dürfte sich die Premierministerin mit ihrem Eingeständnis nur wenig Zeit verschafft haben. Die Tage im Amt von Liz Truss sind gezählt. Die Unruhe in der konservativen Regierungspartei ist enorm. Eigentlich stellt sich nur noch die Frage, wann der Rücktritt der Premierministerin erfolgt. Die politische Unsicherheit ist gerade in Zeiten hoher Inflationsraten und drohender Rezession ein weiterer Belastungsfaktor für die Märkte. Kurzfristig dürfte der britische FTSE 100 Index den breiten Markt underperformen. Auch das britische Pfund könnte weiterhin gegenüber dem starken USD das Nachsehen haben.