E-Commerce Deutschland 

Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. veröffentlichte gestern Zwischenergebnisse aus der jährlichen Verbraucherbefragung zum Ausgabeverhalten im Onlinehandel. Die Auswertung der Daten aus dem Zeitraum 01.07 bis 30.09 kam dabei zum Ergebnis, dass der E-Commerce erneut schrumpft. Langfristig bleibt der Onlinehandel auf einen verheißungsvollen Weg, kurzfristig sinkt die Konsumlust der Verbraucher mitunter deutlich.

Nominaler Rückgang der Gesamtumsätze: Negativtrend setzt sich 2022 fort

Die erste Jahreshälfte verlief für die E-Commerce-Unternehmen ungewohnt schwach. Im dritten Quartal von Anfang Juli bis Ende September ging das Umsatzvolumen im E-Commerce nun erneut um nominal 10,8 % zurück. Das Brutto-Volumen lag bei 19,8 Milliarden Euro. Dabei konstatiert der bevh einen massiven Rückgang. Der Negativtrend aus 2022 setzte sich auch im Q3 fort.

Dies steht auch im Einklang mit den Plänen der Kunden. Rund 30,1 % der Kunden gaben an, im Vergleich zum Vormonat weniger Geld im E-Commerce ausgeben zu wollen. Dies waren in den ersten Quartalen 2022 nur 18,4 bzw. 26,6 %. Die Stimmung unter den Verbrauchern wird zunehmend schlechter.

Positives Wachstum zum Vergleichszeitraum vor der Pandemie

Kurzfristig belasten die Angst vor Rezession und die steigenden Preise das Onlinegeschäft. Doch langfristig bleibt das Wachstum intakt. Im ersten Quartal 2022 ging der Umsatz im Online-Handel im Vergleich zu 2021 um 4,4 % zurück. Das Wachstum im Vergleich zum Q1 2020 beläuft sich noch auf 15 %, in Relation zum Q1 2019 sogar auf 27,2 %.

„Der E-Commerce kann sich nicht von der Konsumstimmung abkoppeln. Sogar in Warengruppen, die noch ein leichtes Plus ausweisen, resultiert dies bestenfalls aus der allgemeinen Preissteigerung. Allerdings ist dies kein strukturelles Problem des Vertriebswegs „Internet“. Die Branche ist im 3. Quartal trotz der gegenwärtigen Krise des gesamten Handels gegenüber dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019 noch immer 16 Prozent im Plus”

(Stellvertretender Geschäftsführer bevh – Martin Groß-Albenhausen)

Fokus auf Basiskonsumgüter: DIY, Auto & Schuhe leiden am meisten  

Die Konsumlust schwindet, unnötige Ausgaben werden weitgehend eingeschränkt. Dies führt dazu, dass die Kunden ihren Konsum neu strukturieren und sich insbesondere auf Basiskonsumgüter konzentrieren. Somit nahm der Umsatz bei Medikamenten sogar um fast 5 % zu, bei Lebensmitteln gab es ein Umsatzplus von 3 %, das jedoch nicht inflationsbereinigt ist und somit zuvorderst auf steigenden Preisen basiert. Besonders stark trifft es die Segmente „DIY & Blumen“, „Auto & Motorrad“ sowie „Schuhe“, mit signifikanten Rückgängen beim Umsatz.

Auffällig erhöhte Ausgaben im Bereich Reisen & Events konnte der bevh nicht feststellen. Zwar stieg der Umsatz mit digitalen Dienstleistungen um 28 % über dem Vorjahreszeitraum. Der Nachholeffekt gegenüber der Corona-Pandemie fällt jedoch wider Erwarten schwach aus. Die Umsätze liegen noch über 40 % unter dem Q3-Niveau aus dem Jahr 2019. Hier klafft somit noch eine eklatant große Lücke zwischen dem Ausgabeverhalten vor der Pandemie und dem Jahr 2022.

Unterschiedliche Betroffenheit der Online-Händler: Unternehmen mit digitalem Direktvertrieb besonders stabil

Die Unternehmensstruktur bzw. Umsetzung des E-Commerce entscheiden auch über die Betroffenheit der Unternehmen. Die bevh-Studie offenbart, dass Unternehmen mit einem digitalen Direktvertrieb der Hersteller besonders stabil agieren und nur 2,5 % Umsatzverlust in Kauf nehmen mussten. Demgegenüber fiel der Umsatzrückgang bei den Multichannel-Händlern am stärksten aus. Irgendwo dazwischen befinden sich die Online-Marktplätze und Online-Pureplayer.

Die E-Commerce-Krise ist weiterhin intakt. Für Unternehmen birgt das Jahr 2022 signifikante Herausforderungen. Anleger & Investoren könnten demgegenüber einen Blick auf das langfristig intakte Wachstum werfen und sich frühzeitig bei den besten Unternehmen, wie Amazon, Zalando oder Etsy, positionieren. Mutig sein, könnte sich hier lohnen – obgleich die bevh-Studie deutliche Umsatzrückgänge im Jahr 2022 verzeichnet.