China Aktien

Eine neue Prognose der Weltbank sieht einen historischen Einbruch für die chinesische Wirtschaft. Demnach verliere China die Rolle als asiatischer Wachstumsmotor. Andere Volkswirtschaften aus den Emerging Markets werden im Jahr 2022 stärker wachsen – eine Zäsur für China. Denn seit 1990 wuchs China schneller als die Volkswirtschaften Vietnams, Malaysias oder Indonesiens. Doch dies ist vorerst vorbei – China wird in Asien zum Schlusslicht. Neue Konjunkturprognosen erwarten im Jahr 2022 nur noch ein Wachstum von rund 3 % beim BIP.

Die komplexe, ökonomische Krise hat dabei weitreichende Folgen. Denn auch Länder, die von dem Handel mit China abhängig sind, könnten einen drastischen Einbruch beim BIP erfahren. Noch ist das Wachstum in den Schwellenländern des Asien-Pazifik-Raums jedoch intakt. Hier wird ein Plus von über 5 % für 2022 erwartet.

Yuan unter Druck: Neues Rekordtief gegenüber US-Dollar

Am heutigen Mittwoch erreichte der chinesische Yuan ein neues Rekordtief im Vergleich zum US-Dollar. Am frühen Morgen wurde der Onshore-Yuan, der in Festland-China die offizielle Währung ist, für rund 7,2235 pro USD gehandelt. Damit gibt die chinesische Währung gegenüber dem starken US-Dollar deutlich nach. Der aktuelle Crash beförderte den Yuan auf den tiefsten Stand, der am Devisenmarkt seit Beginn der Datenerhebung aus 2010 gemessen wurde.

Chinesische Notenbank scheut Zinserhöhungen

Eine maßgebliche Ursache für den deutlichen Abschlag beim chinesischen Yuan ist auch das unterschiedliche Vorgehen der Notenbanken. Denn die Fed ist in den USA Vorreiter im Kampf gegen die Inflation und agiert überaus hawkisch. Zinserhöhungen erfolgen drastisch und schnell – mittlerweile mehren sich sogar Kritiker, die der Fed ein übereiltes Vorgehen vorwerfen. Nichtsdestotrotz wählt die chinesische Notenbank PBoC (People’s Bank of China) das andere Extrem und wehrt sich noch gegen Zinserhöhungen, um die stagnierende Konjunktur nicht weiter abzuschwächen.

Zero-Covid-Politik mit schwerwiegenden Folgen  

Signifikantes Risiko für die chinesische Wirtschaft ist die Politik in China. Denn vor über zwei Jahren begann im Reich der Mitte die Corona-Pandemie, die die ganze Welt umfasste. Dennoch manövrierte sich China weitgehend sicher und diszipliniert durch die Pandemie. Die Anzahl der Covid-19-Erkrankungen und Todesfälle bewegt sich auf einem relativ geringen Niveau – dies dürfte auch der Zero-Covid-Politik geschuldet sein, bei welcher umgehend harte Restriktionen erlassen werden, wenn Corona-Erkrankungen auftreten. Ständig gibt es neue Lockdowns, die nicht selten auch wirtschaftliche Ballungszentren wie beispielsweise Shanghai betreffen. Während die Covid-Cases somit überschaubar bleiben, ist die Belastung für Chinas Volkswirtschaft evident.

Immobilienkrise in China

Das Ende des chinesischen Baubooms ist eine Gefahr für die dortige Volkswirtschaft. Schließlich war die Immobilienbranche ein Wachstumsgarant für das Reich der Mitte. Das Gegenteil ist nun der Fall: Immobilien könnten sogar das zukünftige Wachstum hemmen und die Konjunktur beeinträchtigen. In der Vergangenheit soll die Immobilienwirtschaft ungefähr ein Drittel des chinesischen BIP ausgemacht haben. Im Zuge dessen senkte die PBoC sogar mehrfach den Zinssatz.

Road-and-Belt-Initiative: die langfristige Vision Chinas

China steckt 2022 in einer Krise. Ökonomisch und auch gesellschaftlich existieren mannigfaltige Herausforderungen. Eine Krise bietet Chancen. Chinas Ökonomie könnte die Herausforderung meistern und gestärkt aus dieser Krise hervorgehen. Langfristig agiert China im Sinne der Road-and-Belt-Initiative und investiert in Infrastruktur-Projekte überall auf der Welt, um den Handel mit China zu vereinfachen und die geopolitische Stellung zu verbessern. In Zukunft könnte China der größte Investor weltweit sein – doch der Erfolg der Road-and-Belt-Strategie mit dem Aufstieg zur größten Wirtschaftsmacht wird auch von der inländischen Konjunktur abhängen.