GBP Großbritannien

Das britische Pfund erlebte gestern einen historischen Abverkauf. Bei den im Devisenhandel normalerweise typischen Dimensionen handelt es sich zweifelsfrei um einen Crash. Im Vergleich zur Welt-Leitwährung US-Dollar notiert GBP auf einem historischen Tief. Zwischenzeitlich fiel das britische Pfund um rund 5 %. Dabei setzte sich die Abwärtsbewegung lediglich fort. Denn auch in den vergangenen Tagen verlor die britische Währung bereits massiv an Wert.

Auf Twitter wird GBP bereits mit viel Humor behandelt und mit einem Shitcoin am Kryptomarkt verglichen:

Mehr Schulden für Großbritannien: Vertrauensverlust internationaler Investoren

Die letzten massiven Einbrüche des britischen Pfunds, die mit dem aktuellen Ausmaß vergleichbar sind, fanden in der Corona-Pandemie oder beim EU-Referendum Großbritanniens statt. Doch nun ist es die Politik Großbritanniens, die der eigenen Währung massiv schadet. Denn beträchtliche Steuersenkungen sind geplant, um die Menschen zu entlasten, die Wirtschaft anzukurbeln und die Rezession in Großbritannien doch noch zu verhindern – auf Kosten von explosiv steigenden Staatsschulden. Schließlich erwartet beispielsweise der Thinktank Resolution Foundation nach eigenen Berechnungen einen Kapitalbedarf von rund 460 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren.

Dabei stieg die Staatsverschuldung in Großbritannien in den vergangenen Jahren bereits signifikant an: 

Öffentlicher Sektor Verschuldung United Kingdom in Billionen GBP

2013/2014 1,441.1
2015/2016 1,574.8
2017/2018 1,736.2
2019/2020 1,793.1
2020/2021 2,134.4

Der Vermögensverwalter BlueBay Asset Management äußerte sich gegenüber der Financial Times sogar dergestalt, dass mittlerweile ein signifikantes Risiko bestehe, dass die internationalen Investoren das Vertrauen in die britische Regierung verlieren und sich damit auch vom britischen Pfund abwenden. Denn es bestehen beträchtliche Zweifel, wie eine Finanzierung der gewünschten Investitionen erfolgreich und nachhaltig gelingen könne.

Rezession für Großbritannien: Wie reagiert die Bank of England?

Die Notenbank sieht Großbritannien bereits in einer Rezession, die die Politik mit den jüngsten Maßnahmen bekämpfen wolle. Doch auch die Inflation ist ein britisches Thema. Mit den massiven Staatsausgaben befördert man die Inflation und könnte eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen. Wirtschaftspolitisch ist die Lage verzwickt. Die britische Regierung wählt ein Extrem, dessen Scheitern zu einer massiven Investorenflucht aus Großbritannien führen würde.

Die Bank of England hob die Leitzinsen in Großbritannien bereits am letzten Donnerstag um 0,5 % an. Nun sah man sich zu einer Äußerung gezwungen, um die Situation zu beruhigen. Auf der nächsten planmäßigen Sitzung werde man die Entwicklung an den Märkten genauestens beobachten und sei bereit, auch weitere Zinserhöhungen zu veranlassen. 

GBP/USD: Kurs crasht, Abwärtskanal mit hohem Volumen verlassen

GBP:USD Abwärtstrend 

Bereits vor dem gestrigen Handelstag am Devisenmarkt war der Abwärtstrend im Währungspaar GBP/USD intakt. Doch der moderate Abwärtschannel wurde mit dem Kurssturz schnell verlassen. Der Kursrutsch erfolgte mit einem hohen Handelsvolumen. Verkaufsdruck sorgte für einen massiven Crash, sodass das britische Pfund auf dem niedrigsten Stand seit fast 40 Jahren notierte.

GBP:USD 4-Stunden

Ebenfalls mit hohem Volumen wurde im Anschluss die technische Gegenbewegung gehandelt. Die leichte Erholung im GBP/USD Kurs bewegt sich aktuell noch auf geringem Niveau. Charttechnisch ist das britische Pfund weiter angeschlagen.

Anleger suchen Sicherheit im US-Dollar 

Geopolitisch und makroökonomisch ist das Jahr 2022 eine Zeitwende, in welcher multiple Krisen die Situation für Anleger & Investoren erschweren. Viele Anleger wählen den gleichen Weg: raus aus dem Risiko und rein in die Sicherheit. Dies führt zu einer verstärkten Nachfrage beim US-Dollar, während andere Devisen wie der Euro oder das britische Pfund massiv an Wert verlieren.

Zugleich sind Aktien & Kryptowährungen weiterhin angeschlagen, obgleich es insbesondere am digitalen Währungsmarkt heute eine starke Erholungsbewegung gab. Doch weiterhin dürfte für die meisten Investoren in den verbleibenden Monaten des Jahres 2022 Sicherheit das Maß aller Dinge sein. Devisen wie der US-Dollar oder Singapur-Dollar sowie defensive Aktien bleiben weiterhin die präferierte Option.