Zwar liegen die Gaspreise weiterhin auf einem hohen Niveau. Dennoch gab es am Montag einen signifikanten Preisrückgang. Am gestrigen Tag sank der Handelspreis für niederländisches Erdgas um gut 5 % – zwischenzeitlich gab es auch einen Preisrückgang von 8 %. Dafür gibt es verschiedene Ursachen. Während einerseits die Nachfrage sinkt, steigt andererseits das Angebot. Die logische Schlussfolgerung aus dem marktwirtschaftlichen Prinzip von Angebot & Nachfrage ist ein sinkender Preisdruck.
Speicher in Europa gut gefüllt: Erwartungen übertroffen
Positiv für den Gaspreis ist der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland. Denn zunehmend richteten Experten ihren Blick auf die Gasversorgung und die potenzielle Versorgungssicherheit hierzulande. Ursprünglich wollte man zu diesem Zeitpunkt des Jahres rund 85 % Füllstand erreicht haben. Allerdings sind die Gasspeicher bereits bis zu 90 % gefüllt. Auch der nächste Meilenstein von 95 % dürfte früher als erwartet erreicht werden. Dieser Meilenstein ist übrigens auch das endgültige Ziel – am 01. November muss es spätestens erreicht werden.
Flüssiggas (LNG) als Rekord-Import
Die hiesige Politik richtet ihren Fokus zunehmend auf den Import von Flüssiggas (LNG). Zuletzt wurden rekordhohe Einfuhren aus den Vereinigten Staaten von Amerika erreicht. Nachdem Russland die Gaslieferungen fast vollständig gestoppt hatte, übernimmt die USA einen wichtigen Part. Bis 2030 könnte die USA der größte Gaslieferant der Europäischen Union werden und fast vollständig die ursprüngliche Liefermenge aus Russland kompensieren.
US facing natural gas shortage – Reuters
Record LNG exports to Europe reportedly threaten America’s domestic gas consumption
— The_Real_Fly (@The_Real_Fly) September 26, 2022
Nachfrage sinkt durch hohen Gas-Preis
Maßgeblich für den sinkenden Preis beim Gas ist die Nachfrage. Denn der Verbrauch regelt den Preis langsam, aber sicher. Timm Kehler, der Geschäftsführer von „Zukunft Gas“ äußerte sich, dass eine Dämpfung der Preise in den nächsten 18 Monaten überaus wahrscheinlich sei. Die Marktmechanismen drücken den Preis aktuell nach unten, da ein stark steigender Preis eben dazu führt, dass Verbraucher mit Kostenbewusstsein ihren individuellen Verbrauch reduzieren.
Dennoch darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gaspreise weiterhin auf Rekordniveau verharren. Zuletzt kostete der Terminkontrakt TTF für das niederländische Erdgas rund 170 Euro je Megawattstunde – im Frühjahr 2021 waren es noch unter 20 Euro.
VAE liefern langfristig Gas nach Deutschland
Für Hoffnung sollte auch ein Vertrag mit den Vereinigten Arabischen Emiraten sorgen. Denn der Energiekonzern RWE hat am letzten Sonntag eine erste Vereinbarung erzielt, dass die VAE mehrjährig Europa mit Flüssiggas beliefert – die langfristigen Lieferungen sollen ab 2023 beginnen. Auf der Suche nach kurzfristig bereits verfügbarem Erdgas war dies jedoch ebenfalls ein wichtiger Schritt. Die kurzfristige Vereinbarung soll mit einer Lieferung von rund 137.000 Kubikmeter LNG im Dezember begonnen werden.
Deutschland erhält Flüssiggas aus den Emiraten https://t.co/Uxqq5utIiG #Scholz #VereinigteArabischeEmirate #Energiekrise #Flüssiggas
— tagesschau (@tagesschau) September 25, 2022
Versorgungsengpass in Deutschland eher unwahrscheinlich
Bundeskanzler Olaf Scholz zeigt sich zuversichtlich, dass Deutschland im Winter mit dem Gas weitgehend versorgt werden könne. Dabei sei die Versorgungssicherheit in einem Ausmaß gesichert, dass vor einigen Monaten noch nicht erwartet werden konnte.
Mittlerweile deutet zumindest einiges daraufhin, dass das Zusammenspiel von hohem Füllstand in den Gasspeichern, sinkender Nachfrage und neuen Lieferpartnern dafür sorgt, dass es in Deutschlands Häusern auch im Winter warm bleibt.