Die Geldpolitik der Fed steht im Jahr 2022 im Mittelpunkt der wirtschaftlichen Berichterstattung. Die aggressive Straffung der Geldpolitik und die hawkischen Äußerungen schockten zuletzt viele Anleger. Diese sehen zunehmend das Risiko einer falschen Geldpolitik, die mittlerweile aus dem Ruder läuft. Denn Jerome Powell geht bewusst das Risiko ein, die Weltwirtschaft in eine Rezession zu befördern. Das Risiko einer hohen Inflation sei für ihn zu real, eine Rezession wird offensichtlich einkalkuliert. Dennoch nahm in den vergangenen Tagen die Kritik zu. Stößt die Fed die Weltwirtschaft in den Abgrund und erleben wir eine Finanzkrise à la 2008?
Historisch einzigartige Situation: nach lockerer Geldpolitik folgt der aggressive Turnaround
In der letzten Woche warnten bereits Analysen der Bank of America, dass man vor einer der aggressivsten Zinserhöhungsphasen der Geschichte stehe. Denn weltweit heben die Notenbanken gleichzeitig wieder die Zinsen an und wählen dabei teils ein aggressives Vorgehen. Beispielsweise hat sich die Fed jetzt ungewöhnlich oft entschieden, die Zinsen um 75 Basispunkte zu erhöhen, anstatt mit 0,5 % Zinsschritten in einem moderaten Tempo zunächst die Folgen der ersten Zinserhöhungen abzuwarten.
Während in den vergangenen Jahren die Geldpolitik locker war und die globale Geldmenge M2 kontinuierlich ausgeweitet wurde, folgt nun der aggressive Turnaround.
Geldmenge USA M2: Quelle TradingEconomics
Übrigens erwarten die Marktteilnehmer eine Fortsetzung dieser Geschichte. Beim nächsten Treffen der Fed wird von der Mehrheit der Marktteilnehmer erneut eine aggressive Zinserhöhung um 75 Basispunkte erwartet.
Globale Schuldenkrise als Schreckensszenario
Jerome Powell verwies bei der letzten Fed-Sitzung auf die Bedeutung der Preisstabilität als elementaren Grundbaustein für die Wirtschaft. Nichtsdestotrotz sehen Kritiker eine Schuldenkrise kommen, die insbesondere Länder mit niedrigerem Einkommen treffen würde. Bereits im Juli äußerte sich die Chefin des Internationalen Währungsfonds Kristalina Georgiewa dergestalt, dass die Welt deutlich schockanfälliger sei. Die Bekämpfung der Inflation mit hohen Zinsen treibe den US-Dollar nach oben, während sich andere Währungen schlechter entwickeln. Dies mache Importe teurer und führe zu einer erschwerten Rückzahlung von Darlehen. Dabei haben es viele Staaten schwer genug, sich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu erholen.
Dies offenbarte sich bereits am Währungspaar EUR/USD. Denn ein Euro war zuletzt auf einem Rekordtief seit rund 20 Jahren. Die zögerliche Haltung der EZB trägt zugleich nicht dazu bei, die Stabilität der Gemeinschaftswährung zu gewährleisten.
Cathie Wood & Elon Musk mit scharfer Kritik an US-Geldpolitik
Für wenig Gefallen sorgte die Geldpolitik bei dem Tesla-CEO Elon Musk und der Fondsmanagerin Cathie Wood. Beide sparten zuletzt nicht mit Kritik in den sozialen Netzwerken.
Most disappointing about the Fed’s decision today was its unanimity. None of those voting on the Federal Reserve is focused on the significant price deflation in the pipeline. The Fed seems to be making decisions based on lagging indicators and analogies. See @elonmusk. https://t.co/cUjo0fy4l8
— Cathie Wood (@CathieDWood) September 21, 2022
Ark-Invest-Gründerin Cathie Wood kritisiert insbesondere das unreflektierte Vorgehen, dass die Fed ausschließlich die Teuerungsrate als Maßstab für die angepasste Geldpolitik heranziehe. Demnach sehe sie mittelfristig eher die Gefahr einer Deflation mit schwerwiegenden Folgen für die US-amerikanische Wirtschaft.
A major Fed rate hike risks deflation
— Elon Musk (@elonmusk) September 9, 2022
Elon Musk verwies bereits Anfang September darauf, dass deutliche Zinserhöhungen das Risiko für eine Deflation erhöhen würden. Rezession dürfte mittelfristig nicht das einzige Thema sein, das Anleger fürchten.
Dem schloss sich Ökonom Peter Schiff auf Twitter an. Eine Hyper-Inflation könnte die Folge sein, woraus eine dramatische Finanzkrise resultieren würde. Dann würde die Fed erneut eine lockere Geldpolitik zur Bekämpfung wählen. Allerdings sollte man betonen, dass Peter Schiff diese Problematik bereits wiederholt hervorhebt. Nicht nur bei der Inflationsentwicklung, sondern auch dem Bitcoin-Kurs lag Peter Schiff mit seinen Prognosen in der Vergangenheit häufig falsch.
It risks #hyperinflation. Higher debt service costs, a severe #recession, exploding Federal budget deficits, and collapsing asset prices will produce a worse financial crisis than 2008. The #Fed will respond with massive QE, tanking the dollar and sending consumer prices soaring.
— Peter Schiff (@PeterSchiff) September 10, 2022