Das wichtigste Event der Woche war für Ökonomen, Anleger und Verbraucher zweifelsfrei der Fed Zinsentscheid in den USA. Gestern Abend gab die Fed in den USA bekannt, dass die Zinsen in Amerika abermals um 0,75 % steigen werden. Damit lag die Erhöhung des Leitzinses in den USA in den Erwartungen der Marktteilnehmer. Zugleich kündigte der Chef der US-Notenbank Jerome Powell an, dass es keinen schmerzlosen Weg bei der Bekämpfung der Inflation gebe. Das erklärte Ziel: die US-Notenbank wolle mit den höheren Zinsen in den USA, die Inflation endlich unter Kontrolle bekommen.
Die Fed erhöht erneut die Zinsen – was muss man jetzt unbedingt über den Fed Zinsentscheid wissen?
1. Fed erhöht Zinsen: Leitzins in den USA steigt um 75 Basispunkte
Der gestrige Abend verlief größtenteils wie erwartet. Die Inflation erweist sich in den USA als hartnäckiges Gespenst und verharrte zuletzt auf hohem Niveau. Die US-Notenbank Fed erhöht die Zinsen weiter und ein Ende scheint nicht in Sicht. Dabei verkündete Jerome Powell, dass die US-Notenbank die Zinsen weiter erhöhen werde und gewillt sei, den zweifelsfrei schmerzhaften Weg zur Inflationsbekämpfung zu gehen. Doch es mangele an Alternativen, um die Inflation auf das angepeilte Zielniveau von 2 % zu drücken.
Watch Chair Powell's statement from the #FOMC press conference:
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Press Conference materials: https://t.co/apfRNOLIAs
— Federal Reserve (@federalreserve) September 21, 2022
Die Fed erhöhte den Leitzins gestern um 75 Basispunkte. Damit lag der Fed Zinsentscheid vollkommen in den Erwartungen der Marktteilnehmer.
Entwicklung des Leitzinses USA & Zinsen USA aktuell (Quelle: Statista)
März 2020 | 0,25 % |
März 2022 | 0,5 % |
Mai 2022 | 1 % |
Juni 2022 | 1,75 % |
Juli 2022 | 2,5 % |
September 2022 | 3,25 % |
2. 50 oder 75 Basispunkte: die entscheidende Frage für die nächste Fed Zinsentscheidung am 2. November
Der Fed Zinsentscheid ist noch keine 24 Stunden her. Schon spekulieren die Marktteilnehmer über die nächste Erhöhung des Leitzinses in den USA. Dabei ziehen die Anleger aktuell eine Erhöhung um 50 oder 75 Basispunkte in Erwägung. Rund ein Drittel der Marktteilnehmer geht von einem niedrigen Zinsschritt mit 50 Basispunkten aus. Die Mehrheit (aktuell 68 %) erwartet jedoch vom nächsten Fed Zinsentscheid erneut eine Erhöhung um 75 Basispunkte – dies wäre bereits die vierte ungewöhnlich drastische Erhöhung der Zinsen durch die Fed in Folge.
3. Leitzins in den USA 2022 über 4 % – 2023 weitere Zinserhöhungen erwartet
Die Prognosen der Fed für die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft waren am gestrigen Mittwoch pessimistisch. Das Wirtschaftswachstum wird nur noch bei 0,2 % erwartet. 2023 soll das BIP dann um 1,2 % wachsen. Damit senkte die Fed auch die diesbezüglichen Erwartungen. Zugleich erwarte man für 2022 eine durchschnittliche Inflationsrate von 5,4 % bei einer Kerninflation (ohne Preise für Energie und Lebensmittel) von 4,5 %. Mit diesen Erwartungen dürfte die Fed die Zinsen weiterhin rasch erhöhen.
Besonders hawkisch sind die Fed Prognosen für die weitere Zinsentwicklung. Bis Ende 2022 könnte der Leitzins in den USA auf 4,4 % steigen, 2023 werde mit 4,6 % ein Ende des Zinserhöhungszyklus erwartet.
4. Starker Druck auf den Euro: Fokus der Fed auf die USA
Die hawkische Geldpolitik der Fed mit einer starken Straffung wirkt sich global aus. Schließlich fungiert der US-Dollar als internationale Leitwährung. Zunächst gab es nach dem Fed Zinsentscheid am gestrigen Abend einen massiven Druck auf den Euro, der im späten Handel am Devisenmarkt sogar unter die Parität zum US-Dollar fiel und damit den niedrigsten Stand seit Ende 2002 erreichte. Schließlich agiert die Europäische Zentralbank deutlich verhaltener als die US-Notenbank hinsichtlich der Zinsen.
Zugleich befürchten Ökonomen eine globale Rezession und gravierende Auswirkungen für Entwicklungsländer. Diesbezüglich stellte der Chef der US-Notenbank klar, dass man durchaus ein Bewusstsein für die Wechselwirkungen der eigenen Geldpolitik habe. Dennoch befinden sich alle Staaten in unterschiedlichen Situationen, sodass eine Abstimmung der Geldpolitik zahlreichen Schwierigkeiten unterliege.
5. Aktienmärkte reagieren volatil: Börsen schließen im Minus
Die Aktienmärkte reagierten zunächst mit einer hohen Volatilität auf den Fed Zinsentscheid. Dass die US-Notenbank die Zinsen erhöhte, war eingepreist. Dennoch scheinen insbesondere die mittelfristigen Prognosen bei den Marktteilnehmern einen weiteren Schock verursacht zu haben, sodass die US-amerikanischen Indizes Dow Jones und Nasdaq kurz nach der Entscheidung der Fed über den Leitzins ins Minus drehten. Zugleich wurde auch der deutsche DAX am Tag 1 nach dem Fed Zinsentscheid deutlich im Minus erwartet.
Die Marktteilnehmer konzentrieren sich immer weniger auf den aktuellen Fed Leitzins, sondern fassen vermehrt das erwartete Ende der straffen Geldpolitik der US-Notenbank ins Auge – dieses ist mit den düsteren Prognosen der Fed jedoch ein Stück weiter in die Ferne gerückt.